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JourND

Der Untersuchungsausschuss zu den Spionen ist praktisch fertig, da schwappt eine Meldung in die Öffentlichkeit, dass der Bundesrechtsfreie Geheimdienst jahrelang Journalisten beschnüffelt hat. Zu deren Interpretation hilft der NSAUA dann auch tatsächlich: bekanntlich gibt es keine Kontrolle der Geheimdienste hierzulande. Alle Personen, die irgend etwas über die Geheimdienste gewusst haben, wollen das nie weitergegeben haben, und die Bundeskanzlerin (Tarnname: MErkel) will nie irgend etwas beauftragt oder auch nur erfragt haben. Insofern ist es nur logisch, dass die Schnüffler alles beschnüffeln, was sie nur können.

Apropos Journalisten: Da hat am Freitag Abend der Presidump einige von aus Presseveranstaltungen ausgeschlossen. Und anstatt dann loyal zu sein, sind die Mehrheit der nicht-ausgeschlossenen Journalisten geblieben. Das nur, falls irgendwer gehofft haben sollte, der Trampel könnte irgendwann mal aufhören, Präferenzen zu spielen.

Descheuer

Es ist mal wieder Zeit für bescheuerte Ideen des Innenterroristen: Die erste Idee schwappt schon als Gesetzentwurf durch die Gegend und betrifft Personen, die das Verbrechen begangen haben, nach Deutschland geflüchtet zu sein. Da will der Verfassungsbrecher, dass die Flüchtlinge sich gefälligst eienr digitalen Intensivbeschnüffelung zu unterziehen hätten, indem sie gezwungen werden, ihr Fernmeldegeheimnis, sowie Sicherheit und Integrität ihrer informationstechnischen Systeme aufzugeben, damit der BND in der Tarnung als BAMF-Mitarbeiter die tragbaren Computer der Flüchtlinge auslesen darf. Die zwei verfassungsrechtlich relevanten Grundrechte, die beide nicht eine bestimmte Staatsangehörigkeit vorraussetzen, beliebt der Gesetzentwurf mal eben zu brechen. Reaktion der "wer hat uns verraten?"-Vertreter: Naja, also bei absolut jedem fänd man das jetzt nicht gut. 

Und dann hat Herr "Meine Daten gehören nicht mir" (ja, den Spruch hat er von seinem Staatssekret) auch schon wieder eine Ausweitung der vafassungs- und EU-Grundrechtswidrigen Vorratsdatenspeicherung verlangt.  Weil so ein Maiziere ja seine bescheuerten Forderungen so lange wiederholt, bis er entweder aus dem Amt gefegt wird, oder irgendwer zu blöd ist, wiederholt abzulehnen. Übrigens ist ja schon längst klar, dass es für ein Gesetz vor der Wahl langsam knapp wird. Immerhin tagt der Bundestag ja nur bis zum Sommer, also irgendwas in der Region Juni oder Juli. Und bis dahin wahlkramft es dann schon heftig. Aber Maizieres Forderungen werden sicher in Koalitinsverhandlungen wieder auftauchen, wenn jemand die mit der Schnüffelpartei führt.

NSAUde

Am Donnerstag kam der 'Erste Parlamentarische Untersuchungsausschuss' aka NSAUA zum Ende mit einer öffentlichen Befragung der Kanzlerin. Die Frau, die sich als Angela Dorothea Kasner vorstellte, hat in den sieben Stunden Befragung allerdings ziemlich wenig inhaltliches gesagt. So will sie von der Tätigkeit des ihr unterstehenden rechtsfreien Geheimdienstes nur aus den Medien erfahren haben, nie wissentlich auf dort produzierte Dossiers zurückgegriffen haben, und bei ihrer berühmt gewordenen Aussage "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht" nicht gewusst haben, dass nicht nur ausländische Schnüffler hierzulande schnüffeln, sondern auch die hiesigen Schnüffler großzügig "Freunde" beschnüffelt haben (und das im Zweifelsfall auch immer noch tun).

Wenn ich mal davon absehe, dass Anfang der Woche der sogenannte Pressesprecher der Bundeskanzlerin noch Ansätze geliefert hat, dass man da nachforschen kann, wo der seine Worthülsen immer herbekommt. Und ich ebenso davon absehe, dass die Regierung und die Regierungsmehrheit in Parlament und Ausschuss alles getan haben, um den wichtigsten Zeugen zu verhindern, einen Ed Snowden. Dann ist der Ausschuss fertig, und muss jetzt nur noch Papier vollschreiben, was nie mehr angesehen werden wird. Die wichtigste Konsequenz auf die Feststellungen im Ausschuss ist bereits Gesetz, mit dem dem BND all die Rechtsbrüche erlaubt wurden, die der BND ohnehin schon lange getan hatte. Eine auch nur ansatzweise Kontrolle der diversen Schnüffeldienste gibt es nicht, wie im Ausschuss herausgearbeitet wurde. Der Verfaschungsschutz (das sind die, die die Nazi-Mörder bezahlt und versteckt haben) fiel gerade im Bereich der Spionageabwehr dadurch auf, dass keine Abwehr stattgefunden hat.

Und so bleibt mir als Ergebnis der Veranstaltungen nur das Fazit, dass ich immer noch keinen Grund sehe, warum man nicht einfach sämtliche Geheimdienste einstampft. Positive Auswirkungen derer Tätigkeiten sind mir immer noch nicht begegnet, und der massenhafte, organisierte Rechtsbruch, den die Schnüffler täglich begehen, wäre ohnehin nur schwer zu rechtfertigen. Leider sehe ich nicht, dass eine solche Forderung politisch mehrheitsfähig wäre, vermutlich auch, weil die Schnüffler über Politiker alle schmutzigen Details wissen, die die nicht an die Öffentlichkeit lassen wollen. Warum nur fällt mir da jetzt der Name Edathy ein?

Unpresidented

Und dann ist mal wieder Zeit für einen Facepalm der Woche: Am Wochenende urlaubte He-Who-Should-Not-Be-Named in einem Reichenclub, während die NAchricht eruptierte, dass Nordkorea mal wieder eine Rakete getestet hätte. Und weil derartige Informationen vom "Lieder of se frie world" sofort bewertet werden muss, konnten Besucher des Reichenclubs live miterleben, wie Dump so wichtige Geheime Erkenntnisse der Geheimdienste zur Kenntnis nimmt. Stellt sich raus, dass das äußert unpresidented ablief: Erstmal gab es wichtige Informationen auf Papier, aber Herr Dump wollte nicht in spezielle Räume gehen, sondern gemütlich draußen sitzend die Informationen erfahren. Also wurde geleuchtet. Und weil die anwesenden Kerzen etwas wenig Licht brachten, befand der Tross rund um den Dump, dass man doch die Lichter der Smartphones nutzen könnte, die eh jeder dabei hätte. Und so wurden vermutlich extrem geheime Papiere nicht nur in der Nähe von Geräten begutachtet, die Bilder machen und verschicken können, sondern deren Blitze wurden auch noch angemacht.

Woher wir das alles wissen? Naja, ein Fan des Herrn Dump, der sich in den Reichenclub eingekauft hat, hat nicht nur darüber geschrieben, sondern gleich noch eine Reihe Fotos auf Gesichtsbuch veröffentlicht. Aber, hey, Hillarys E-Mails waren ja so schlimm. Wo haben eigentlich die Dödel unter Dump so alles E-Mail-Accounts?

Steinident

Völlig unterraschend lief am Sonntag die "Wahl" des nächsten Bundespräsidenten (es gab dieses Mal keine Kandidatin) statt. Eine deutliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen entfiel auf den Herrn Eikonal, der bekannt wurde durch seine Weigerung, das Folteropfer Murat Kurnaz aus dem Foltergefängnis nach Deutschland reisen zu lassen (dabei wurde Herr Eikonal unterstützt durch den NSA-Agenten Maßen). Außerdem ist Herr Eikonal bis heute noch ein Verfechter der Gängelung der Bevölkerung ("Agenda 2010"), befürwortet für sich aber schon länger ein bedingungsloses Einkommen, was deutlich über jedem vorschlag für das gleichnamige Grundeinkommen liegt.Und dann war da noch eine Geschichte rund um einen rechtsfreien Raum "Bnd", dessen Ausdehnung Herr Eikonal in seiner Zeit als politischer Wasser- und Amtsträger mehrfach befürwortet hat.

Einerseits war ja vorher klar, dass Herr Eikonal "gewählt" werden würde, aber andererseits hatte ich auf mehr Gegenstimmen gehofft als die bummelig 300, die es gab. Dritterseits hätte bei der Machtlosigkeit des Gesetzesabsegners eine Direktwahl des Postens nicht viel gebracht. Echte Macht liegt ganz woanders, wobei ich nicht wüsste, wo Herr/Frau Referenten zu finden ist, der/die regelmäßig Gesetze schreibt, die dann in das Parlament geworfen werden.

Zeugensterberei

Habt ihr die NSU noch auf dem Radar? Da gibt es ja einmal das Gerichtsverfahren, was inzwischen in der Presse nur noch beiläufig erwähnt wird, weil es seinen bürokratischen, langwierigen Gang geht. Außerdem gibt es noch ein paar parlamentarische Untersuchungsausschüsse: Einen in Baden-Württemberg, einen im Bundestag, von weiteren weiß ich nichts. Da gab es diese Woche aus dem BaWü-Ausschuss eine Nachricht: Es ist mal wieder ein bedauerlicher Todesfall aufgetreten, bei dem eine Zeugin vor ihrer Befragung verstorben ist. So weit, so kann ja mal passieren. Absurder wird es dann, wenn man erfährt, dass die Leiche noch schnell eingeäschert wurde, so dass leider keine vollständige Untersuchung mehr möglich ist, woran die Zeugin denn gestorben ist. Das ist schon wieder ein weiterer bedauerlicher Fall von Inkompetenz. Alternativ könnte es auch ein weiterer Teil der Verschwörung sein, die im NSU-Dunstkreis zu erahnen ist. Wo so bedauerliche Einzelfälle passieren, wie Akten der Schnüffler über Informanten, die noch schnell vernichtet werden, SIM-Karten, die die Schnüffler erst Jahre später im Schrank gefunden haben wollen, eine eigenwillige Häufung, spontan und unerklärlich versterbender Zeugen, die bedauerlichen Kompetenzlücken der Polizei, die die Uwes gefunden hat, die einseitigen Ermittlungen an deren Tatorten, und vermutlich noch eine Reihe weiterer bedauerlicher Einzelfälle, die mir gerade nicht einfällt.

Aber, hey, "Gefährder" sind in den Darstellungen der Regierungsvertreter immer nur 'Islamisten'. Von den mehreren hundert, mit Haftbefehl gesuchten Rechtsextremen liest man aber auch nur selten mal.

Widerstandsstraferhöhung

Ganz tolle (wie in Tollwut) Idee der Regier: nachdem die Repressions- und Überwachungsgesetze ohnehin immer weiter verschärft werden, soll jetzt mal wieder der "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" noch mehr bestraft werden. Als Begründung schöpft der Bundesalternativfaktenminister mal, dass ja jeder Polizist stets und ständig Gewalt ausgesetzt wäre (komisch, warum liest man davon so gar nichts, wenn das doch so ein großes Problem wäre?), und weil Strafen ja nur dann abschreckend wirken, wenn sie immer wieder verschärft werden, drohen jetzt bis zu fünf Jahren Knast. Das ist, verglichen mit dem Steuerhinterzieher Hoeneß ein vielfaches an Strafe. Nun sollte man auch wissen, dass es Polizisten gibt, die bei Anzeigen von Bürgern gegen sie schnell noch sich erinnern, dass die Bürger irgendwie Widerstand geleistet hätten. Und weil üblicherweise Polizisten vor Gericht einander nicht widersprechen, stehen die Bürger gerne auf verlorenem Posten. So Dinge wie Aufzeichnungen, die von den Aussagen der Vollstrecker unabhängig wären, fallen leider gerne in besonders hungrige Aktenvernichter, oder existierten erst gar nicht.

Was bei der Berichterstattung dezent untergeht: Der Widerstandsparagraf bezieht sich nicht nur auf Polizisten, die friedlich und unschuldig ihren Streifendienst tun, sondern auf alle Arten von Vollstreckungsbeamten, in allen möglichen Darreichungsformen. Also auch Steuerfahnder, Gerichtsvollzieher oder andere Personen, die vom Staat mit Vollstreckungsbefugnissen ausgestattet wurden. Und natürlich auch schwer bewaffnete, vermummte und gewaltbereite Gewalttäter, die auf Demonstrationen als 'schwarzer Block' oder auch einzeln auftreten.

Ich erinnere mich da noch dunkel an den bedauerlichen Einzelfall des Fahrradfahrers mit blauem T-Shirt, der bei einer Demonstration gewagt hatte, sich eine Identifikationsnummer eines Polizisten aufzuschreiben, und dafür krankenhausreif geprügelt wurde, und mit dem Vorwurf des Widerstands belastet. Da hat dann zwar Jahre später das Gericht befundne, er hätte den Verbrechern, die ihm Gewalt angetan haben ruhig Widerstand leisten dürfen, aber da war es dann doch schon leider zu spät. Oder der bedauerliche Einzelfall des Rentners aus Stuttgart, dem die Vollstreckungsbeamten mit ihren Waffen die Augen rausgeschossen haben. Dem konnten die Beamten in ihren Wasserwerfern ja noch nicht einmal vorwerfen, er habe Widerstand geleistet, als sie ihm die Augen zerstört haben. Übrigens gab es da die läppische Summe von 120 tausend Euros als Schmerzensgeld. Wie das wohl umgekehrt ausgesehen hätte, wenn ein Zivilist mit einem Wasserschlauch auf die Vollstreckungsbeamten gezielt hätte?Und warum lese ich eigentlich so wenig von Bestrafung ungerechtfertigter Staatsgewalt? Müssten die Vollstreckungsbeamten bei Verbrechen wie Körperverletzungen oder gar schlimmeren Taten nicht mindestens genauso hart bestraft werden wie Zivilisten? Eigentlich ja härter, weil sich ihre Gegner nicht wehren dürfen (siehe: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte).

Russweise

Erinnert ihr euch noch daran, wie Russland völlig mit (inzwischen so genannten) Fake News die deutsche Politik beeinflusst hat? Nein? Nun, das könnte daran liegen, dass auch die Spezialexperten vom Bundesrechtsfreien Schnüffeldienst keine Beweise dafür gefunden haben, dass es so eine Kampagne gegeben hätte. Was dann lustigerweise als Hinweis herangezogen wird, wie gut versteckt die angebliche Kampagne geführt würde. Wie wir ja alle wissen, werden wir von Echsenwesen beherrscht. Und dass es dafür keinen Beweis gibt, beweist nur, wie geheim die Echsenwesen agieren. Die andere Option wäre, dass es keine Kampagne gibt, weil Russland es gar nicht nötig hat, hier irgendwelche Kampagnen zu machen. Was sollte so eine Kampagne denn überhaupt für Russland erreichen?

VDachten

Eine Meldung aus der 'ach, hätte uns da doch nur jemand gewarnt'-Ecke: Es gibt ein neues Gutachten des wissenschaftlichen Dienst des Bundestages, was an der rechtmäßigkeit der Vorratsdatenspeicherung zweifelt

Dazu mal ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland. Die Idee, Daten aller Bürger vorzuhalten, für den Fall, dass ein paar davon irgend etwas Unerlaubtes tun könnten, ist schon älter. Dummerweise hat bei einem ersten Anlauf aber wohl der Bundestag es abgelehnt, so ein Gesetz zu erlassen (hab ich zumindest gelesen). Danach sind die damals Regierenden nach Brüssel gezogen und haben dort dafür getrommelt, dass eine verdachtslose Speicherung der Daten Aller irgendwas Positives bringen müsste. Beweise gab und gibt es für diese Behauptung zwar nicht, aber die EU hat den Wunsch in eine Richtlinie gepackt, die dann alle Länder verpflichtete, entsprechende Gesetze zu erlassen. Die Verbindungsdaten aller Bürger sollten demnach zwischen sechs Monaten und zwei Jahren gespeichert werden, für den Fall, dass irgendwer aus irgendeinem Grund die sehen wollen würde. 

Dagegen haben sich dann Bürger gewehrt, und haben Verfassungsbeschwerde eingelegt. Die Verfassungsrichter haben sich das Gesetz dann angesehen, und die gesamte Umsetzung einkassiert, weil weder die Daten irgendwie gesichert wurden, noch eine reihe weiterer, simpler Anforderungen erfüllt wurden. Das war, wenn ich mich gerade nicht irre 2011. Damit hatte Deutschland trotz Richtlinie kein Gesetz, mit dem die Vorratsdatenspeicherung umgesetzt wurde, und es gab dank einer einzelnen Ministerin in der damaligen Regierung (Sabine Leutheuser-Schnarrenberger) auch keine Bestrebungen für ein neues Gesetz. Die EU hat zwar mit Vertragsverletzungsverfahren gedroht, aber die Mühlen der europäischen Justiz mahlen noch langsamer als die der deutschen Justiz. Und so kam es, dass die Richtlinie selbst 2014 vor dem Europäischen Gerichtshof stand, der sie prompt einkassiert hat, weil eine verdachtslose Speicherung aller Daten aller Bürger nicht mit den europäischen Grundrechten vereinbar wäre. Und zwar konkret nicht so sehr wegen der Speicherung aller Daten, sondern wegen der Verdachtslosigkeit.

2015 hatten wir also die interessante Situation, dass es keine Vorratsdatenspeicherung gab, aber eben auch gar keine Richtlinie mehr, die sie von außen vorgeschrieben hätte. Trotzdem entblödete sich der Innenminister, Maiziere, nicht, ständig nach der verdachtslosen Speicherung der Daten aller Bürger zu verlangen, weil das ja irgendwas helfen würde. Dass er dabei völlig ignoriert hat, dass auch der EU nie ein Beweis positiver Wirkungen der Speicherung gelungen ist, hat Maiziere dabei glatt mal ignoriert. Und dank einem SPD-Parteichef (irgendwas mit Gabriel und Sigmar), hat der SPD-Minister für Vorratsjustiz das geten, wofür die Spezialdemokraten lange berühmt sind und verraten. Ergebnis war, dass seit Ende 2015 ein Gesetz zur "Höchstspeicherfrist" von mindestens(!) 10 Wochen für alle Verbindungsdaten gilt, mit Ausnahme von E-Mails. Weil, wenn E-Mails ausgenommen wären, wäre das irgendwie kein Bruch des EuGH-Urteils, meinte das Justizministerium.

2016 hat nun erneut der EuGH sich mit verdachtsfreien Vorratsdatenspeicherungen befasst, und zwei konkrete Ländergesetze als Verstoß gegen die europäischen Regeln befunden. Da war nur leider das deutsche Gesetz nicht mit bei, weswegen das Justizministerium nach der klaren Ansage des Gerichts (verdachtsfreie Speicherung geht nicht, weil sie verdachtsfrei ist) immer noch behaupten konnte, dass das deutsche Gesetz zur verdachtsfreien Speicherung der Daten aller Bürger irgendwie zu dem Urteil passen würde.

Genau mit der Frage hat sich nun also der wissenschaftliche Dienst des Bundestages befasst, und das Ergebnis dürfte nur das Justizministerium in dessen Führungsebene überraschen: Nein, das deutsche Gesetz zur verdachtsfreien Speicherung der Verbindungsdaten aller Bürger passt nicht u einem Urteil des EuGH, in dem verdachtsfreie Speicherung der Verbindungsdaten aller Bürger ob der Verdachtsfreiheit für illegal erkannt wird. Ich gehe nicht davon aus, dass Innen- oder Justizministerium aus dem Gutachten irgendwelche Konsequenzen ziehen werden. Und so bleibt wieder nur die Hoffnung, dass Richter die verfassungs- und EU-Grundrechtswidrigen Gesetze irgendwann einkassieren.

Dass die Verfassungsbrecher danach für ihre Verfassungsbrüche bestraft würden, ist nur eine Hoffnung, die mich immer wieder mal befällt. Wo die Bundesregierung doch neulich beschlossen hat, dass "Gefährder", also potenzielle Störer, mit Bewegungstracking-Geräten überwacht werden sollen: Wann wird den Störern aus der Regierung, also so ziemlich allen Personen auf der Regierungsbank derartige Überwachung zuteil? Immerhin kann ein möglicer "Terrorist" mit einem Anschlag nur ein paar hundert Personen ihres Lebens berauben, die Regierung raubt aber mal eben mit einem Gesetz Millionen Personen ihre Freiheit.

Ban-Ban

Erbauliche Meldung aus Trumphausen: Da hat ein Bundesrichter einstweilig beschieden, dass die Anordnung des Herrn Trampel, mit der Personen aus sieben Ländern jegliche Einreise verwehrt werden möge, diese Anordnung darf im Wesentlichen nicht umgesetzt werden. Zwei klitzewinzige Bedenken habe ich da nur: Die Grenzkontrollettis haben sich schon an andere richterliche Anordnungen nicht gehalten, was nicht nur illegal ist, sondern sogar zu einer ausgewchsenen Verfassungskrise führen könnte, wenn die Exekutive sich mehrheitlich nicht mehr an die Rechtsprechung gebunden fühlte. Anderes Bedenken: Das ist nur eine einstweilige Anordnung, kein finales Urteil, mit dem man dann auch noch weitere Gesetzesbrüche des Präsidump einfangen könnte.

Aber auf der positiven Seite gibt es zu bemerken, dass auch zwei Wochen nach seinem Amtsantritt der Trampel keine Atombomben geschmissen hat. Und Folter hat er bisher auch nur angedroht. Bei Zivilmorden hat er immerhin schon eine Achtjährige auf dem Gewissen. Aber ansonsten ist doch alles toll.

Narrorist

Interessante Entwicklung von gestern: Da gab es zwei große Polizeirazzien, die in den Nachrichten erwähnt wurden: Einen in Hessen, einen in NRW.

Bei der Razzia in Hessen ging es um den Vorwurf, dass bestimmte Personen, die irgendwas mit Terrormiliz Terrormiliz zu tun hätten, irgendwas geplant haben können sollten. Die üblichen vagen Vorwürfe, die vermeldet werden, wenn Personen nicht vorgeworfen wird, dass sie das Verbrechen begangen haben, an den Falschen Glauben zu glauben. Oh, richtig, das ist ja gar kein Verbrechen. Ein Stückchen später kam dann raus, dass einer der Festgenommenen in Tunesien gesucht würde, weil da gegen ihn ermittelt würde, wegen eines Anschlags 2015, und überhaupt hätte der ja ganz doll viel mit Terrormiliz zu tun.

Was war nun in NRW? Naja, erstmal war der dortige Mann bereits bekannt, weil er im Verdacht stand, 2000 einen Terroranschlag in einem S-Bahnhof begangen zu haben. Dann (Zitat Spon) "gilt als Wafennarr und war zu zeiten des Anschlags als Neonazi bekannt". Ach, hups? Schon wieder so ein bedauerlicher Einzelfall eines seit siebzehn Jahren gesuchten rechten Terroristen? Und der wird dann auch noch verharmlost als "Waffennarr" während Moslems als Terroristen bezeichnet werden, denen die Staatsanwaltschaft vorwirft, irgendwas planen gewollt zu haben. Ich sehe da eine leichte Unschärfe in den Berichten.

Übrigens: Was ist wohl aus den 14 tausend rechtsterroristischen Anschlägen des Jahres 2015 geworden? Wenn jetzt noch Anschläge aus 2000 aufgeklärt werden, sehe ich braun schwarz für eine ordentliche Aufklärung und Bestrafung aller Täter. Aber Hauptsache, wir haben Angst vor "Gefährdern" die eventuell irgend etwas tun wollen könnten. Da muss man Täter, die schon lange Anschläge begangen haben, ja nicht ernsthaft suchen. Wettet eigentlich jemand dagegen, dass in der Ecke wieder eine bedauerliche Häufung an V-Nazis auftritt?

Exportmeister

Habt ihr das mitbekommen, dass Deutschland sich mal wieder nicht an die EU-Regeln für die Wirtschaft hält? Konkret geht es um das Import-Defizit, beziehungsweise den Export-Überschuss. Der beträgt in BIP-Anteil bummelig acht Prozent für 2016, meldet das Wirtschaftsministerium. In den Stabilitätsvereinbarungen ist festgelegt, dass sechs Prozent des BIP das Maximum des erlaubten Überschusses ist, da ist Deutschland schwungvoll drüber. Und während medial schnell nach Strafen für "Schuldensünder" gebrpllt wird, gibt es irgendwie keine Berichte über das massive Import-Defizit, geschweige denn Forderungen nach Strafen. Komisch, findet ihr nicht?