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Schwipfel

Letzte Woche gab es mal wieder akute Symbolpolitik zu bestaunen. Es ist ja schon eine ganze Weile bekannt, dass Autohersteller bei den Tests zum Schadstoffausstoß betrügen. Als erstes wurde das bei VW in USA öffentlich, aber danach kam raus, dass so alle Autos auf den Testständen mit aktiver Abgasreinigung fahren (und Grenzwerte damit weitgehend einhalten) während sie im regulären Betrieb auf der Straße Teile der Abgasreinigung abschalten, was dazu führt, dass die Grenzwerte bei diversen giftigen Abgas-Komponenten massiv überschritten werden.

Dazu passend sind seit Jahren Feinstaubmessungen in Städten mit absurd hohen Werten registriert worden. Ein Teil davon könnte damit zusammenhängen, dass PKW ohne komplette Abgasreinigung Stickoxide in die Luft blasen, wobei das sicher nicht der einzige Grund sein dürfte.

Kommen wir zum "Diesel-Gipfel" letzte Woche. Bei dem ging es lustigerweise nur vordergründig um die betrügenden Autos und ihre Emissionen, und ein Gipfel war es auch nur insofern, als die Regierungschefin ihre subordinaten entsandte, Mautminister Doofbrindt (der leider nicht davon geredet hat, die Stickoxid-Ausstöße wären "fair, sinnvoll und gerecht") und Umweltverpesterin Hendricks. Von den Autokonzernen waren die offiziellen Obersten da. Schon vor dem Treffen kursierte wohl das Papier, was bei dem 'Gipfel' rauskommen sollte, und so war es auch. Ein paar Autos bekommen ein Software-Update (Blödsprech in den Medien: Umrüstung), darunter zählen auch die VW, bei denen das schon längst im Gange ist. Änderungen an der Hardware wird es nicht geben, um um Beispiel die Tanks für den Harnstoff soweit zu vergrößern, dass eine permanent aktive Abgasreinigung überhaupt machbar ist, wenn man nicht täglich neuen Harnstoff in den dafür vorgesehenen Tank kippen will ('bitte pinkeln Sie nach Ende der Fahrt in den Tank'?). Und dann sollen die Schadstoffausstöße um gigantische 25% gesenkt werden. Bei Autos, die die zulässigen Emissionen um den Faktor 6 überschreiten (also 600 Prozent) sind ein Viertel weniger immer noch deutlich oberhalb der zulässigen Grenze. Aber mehr Auflagen hätten ja angeblich Arbeitsplätze gekostet.

Ach ja: Das gilt natürlich auch nur für relativ neue Autos der Klassen Euro 5 und 6. Ältere Autos bekommen gar nichts, da sollen die Hersteller Anreize basteln, dass die Fahrer der Autos irgendwas neues kaufen. Dass der Staat sein gescheitertes E-Auto-Anreizsystem da einsetzen könnte, auf elektronische Autos umsteigen zu helfen, ist den Ministern bestimmt nur entgangen.

Oder kurz zusammengefasst: Viel Wuff, wenig Biss.