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Korea-Treff

Am Freitag trafen sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten (wenn überhaupt die Staatschefs von Nord- und Südkorea zu Gesprächen. Das alleine wäre schon Aufmerksamkeit wert, aber was die dann im anschluss veröffentlicht haben, ist es noch mehr: Und zwar wären sich beide Seiten einig, einen Frieden anzustreben und die Abrüstung, auch und besonders die nukleare Abrüstung.

Von den öffentlichen Nachrichten aus betrachtet klingt das überraschend, immerhin wird der nordkoreanische Regierungsoberste Kim Jong Un ja gerne als völlig irrationale Person dargestellt, die jeglichen Argumenten unzugänglich wäre. Aufmerksame Beobachter können aber ein Muster in seinem Verhalten erahnen. Und zwar hat Kim sich angesehen, wie der Westen mit anderen Regierungschefs umgegangen ist, die entmachtet wurden. Bekanntere Beispiele der jüngeren Vergangenheit: Gaddafi (erschossen), Hussein (erhängt). Mal davon abgesehen, dass die Länder jetzt auch nciht gerade stabile Demokratien geworden wären. Wer regiert noch gleich in Libyen?

Die Taktik, die Kim bis letztes Jahr gezeigt hat, war die, sich zur Atommacht zu machen, um bedrohlich genug zu sein, dass auch der Ami (mit dem irren im Präsidentenamt) nochmal drüber nachdenkt, bevor der Nordkorea zerbomben lässt. Das führte dann zur wiederholten Logorrhoe vom Trampel, aber ein Angriff ist bisher nicht erkennbar geworden.

In der letzten Neujahrsansprache hatte Kim dann einen Teil für den Trampel drin (von wegen großartiger Atomknopf) der medial auch verbreitet wurde. Der zweite Teil für Südkorea, im Sinne eiens Friedensangebots ging da schön unter. Nun gab es in der letzten Woche noch die Ansage, Nordkorea bräuchte keine Atomwaffentests mehr, bevor bekannt wurde, dass die unterirdischen Minenschächte, in denen bisher getestet wurde, wohl eingestürzt wären, und zwar ungefähr zur Zeit des letzten großen Tests im September.

Oder anders ausgedrückt: Der Wunsch nach einer friedlichen Lösung mag nicht zuerst dagewesen sein, könnte aber glaubwürdig sein. Und mit der Eskalationspolitik, die der moralisch unglaubwürdige Westen verfolgt, ist auch kein Weg zu Frieden absehbar. Von daher finde ich die Richtung, die die beiden Koreas einschlagen, gut. Wenn sie die denn beide ernst meinen.