Skip to content

Vermutungsbeweisvideo

Ich bin mir ja schon länger ziemlich sicher, dass der Lehrer meines Lieblings-Schulchors mehr lehrt als Musik, und kann heute ein weiteres Beweisstück präsentieren: PS22 Chorus "RISE UP" by Saleem. Wenn ich das gerade nicht völlig falsch verstehe, ist Saleem letztes Jahr in dem Chor gewesen, und hat dann kürzlich mal ein Lied geschrieben, was er hier zusammen mit dem diesjährigen Chor präsentiert. So weit, so erwartbar.Am Ende verrät das Video aber noch etwas, was ich bisher nur vermuten konnte: "We were talking about..." Die Kids und der Lehrer haben sich darüber unterhalten, dass man immer man selbst sein sollte (da war doch was), und andere Leute nicht danach beurteilen, wie beliebt die wären.

Liegt es an mir, oder schlurft die selbe Botschaft in letzter Zeit häufiger an mir vorbei? Mal ganz davon abgesehen, dass ein gewisser Musiklehrer auffällig oft positiv auffällt.

 

FTS im Alleingang

Aus der 'wenn man nur will...'-Ecke: Frankreich hat gerade eine Finanztransaktionssteuer in Kraft gesetzt. Ohne auf andere Länder zu warten. Unsere Regierung erzählt uns ja immer gerne, dass das ja nicht ginge, weil dann die ganzen Börsen alle ins Ausland abwandern würden. Nun kann es schon sein, dass genau das in Frankreich passiert, aber ich glaube nicht daran. Was diese Steuer aber beweist: Wenn Merkel wirklich eine Finanztransaktionssteuer haben wollte, wäre die schon längst in Kraft. Sollte die wirklich so schlimme Auswirkungne haben, wie gerne behauptet wird, könnte man die ja ziemlich schnell wieder außer Kraft setzen. Oder wie Merkel mal sinngemäß gesagt hat: Manchman darf man nicht nur immer drüber reden, sondern muss Dinge einfach machen.

Noch ne Bundesverfassungsohrfeige

Das ist nicht ganz so breit vermeldet worden, aber das Bundesverfassungsgericht hat auch diese Woche wieder eine Ohrfeige verteilt. Dieses Mal geht es darum, dass eingetragene Lebenspartnerschaften im Beamtenrecht (und nicht nur da) schlechter gestellt sind als die Ehe. Begründet wurde das bisher immer damit, dass ja die Ehe ausdrücklich im Grundgesetz als schützenswert genannt wird, gleichgeschlechtliche Partnerschaften aber nicht. Wie auch, die gab es damals ja auch noch gar nicht, als das Grundgesetz geschrieben wurde. Und jetzt hat das BVerfG also klargestellt, dass es zwar möglich ist, die Ehe anders zu behandeln als weniger feste Bindungen, aber das Konzept hinter der eingetragenen Lebensgemeinschaft ist ja gerade, dass die Partner eienr solchen Partnerschaft die gleichen Pflichten haben wie Eheleute. Wenn in unserer Regierung weniger stocksteife erzkonservative säßen, würde dieses Urteil jetzt nicht nur dazu führen, dass die Regelungen im Beamtenrecht nochmal überprüft werden, sondern auch alle anderen Regelungen, die sich mit Rechten und Pflichten von Eheleuten befassen, und die dabei ebenfalls einen künstlichen Unterschied zwischen dauerhaften Partnerschaften zwischen Menschen verschiedenen und gleichen Geschlechts machen. Aber wie ich die Regierung einschätze, werden die Pfeifen gar nichts tun, bis es weitere Ohrfeigen vom BVerfG gegen einzelne Gesetze gegeben hat.

Und um das mal klarzustellen: Ich stehe auf Frauen, finde aber, dass Menschen, die einander lieben alle die gleichen Rechte eingeräumt werden müssen, unabhängig davon, welches Geschlecht sie oder ihr jeweiliges Gegenüber haben. Die bisherige Ehe-Regelung riecht mir stark nach einem weiteren Fall von "Weil wir's schon immer so gemacht haben", und das ist als Argument nun mal extrem schwach.

Und nochmal für's Protokoll: Ich habe im engeren Bekanntenkreis zwei Frauen, die miteinander ver-eingetragene Partnerschaft-et ("verheiratet" darf man das ja für die erzkonservativen nicht nennen) sind, und denen ich das voll und ganz gönne. Den Link zur Pressemeldung habe ich denen auch schon gemailt, in der Hoffnung, dass sie davon auch etwas haben.

Ku-Klu-Zisten

Aus der 'das kann man sich gar nicht ausdenken'-Ecke kam schon am Dienstag ein Bericht der taz, dass zwei Polizisten in Baden-Württemberg Mitglieder im Ku-Klux-Klan waren. Den Trupp hatte ich bisher für ein reines US-Ding gehalten, was vor allem schon vor Jahrzehnten hätte überwunden sein sollen. Wenn ich mich da gerade nicht sehr irre, sind das die Volltrottel, die am liebsten 'Neger' ermordet haben, sich immer für überlegen gehalten haben, und auch sonst nicht sonderlich sympathisch waren.

In dem Verein haben also Polizisten mitgemacht, die nicht bemerkt haben wollen, dass das ein extrem rechter Club ist. Konsequenzen hatte das für die Polizisten angeblich schon, ihren Job sind sie aber ganz offensichtlich nicht losgeworden. Schmackhaftes Nebenbei: Die zwei Polizisten, die entweder extrem dumm oder rechts gewesen sein müssen, hatten auch eine Kollegin Michèle Kiesewetter, die 2007 in Heilbronn erschossen wurde, mutmaßlich von den NSU-Nazis.

Die Geschichte wirft eine Reihe Fragen auf: Ist es üblich, dass Polizisten in menschenverachtenden Vereinen Mitglieder sein können, welche Konsequenzen kann das haben? Wie sähe das aus, wenn ein Polizist Mitglied in einer linksextremen Vereinigung wäre (irgendwas wie eine neue RAF, oder die militante Gruppe), wie schnell wäre ein Polizist da aus dem Job gekickt? Erwartet ernsthaft jemand, dass Polizisten, die in rechtsextremen Vereinen sind, sinnvoll gegen rechte Gewalttaten ermitteln können? Und warum wird sofort wieder behauptet, es gäbe gar keinen Zusammenhang zur NSU? Vielleicht deswegen, weil die Tatsache, dass die Nazis jahrelang mordend durch die Landschaft gezogen sind sehr einfach erklärbar wird, wenn man davon ausgeht dass es noch mehr leute mit menschenverachtenden Ansichten in den diversen Ämtern gibt. Es fällt mir zumindest nicht schwer, mir vorzustellen, dass Nazi-Cops Hinweise auf Morde durch andere Nazis viel weniger dringend finden, als Polizisten, die ihr Weltbild näher am Grundgesetz halten.