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Langstreiker

Und dann ist es mal wieder Zeit, der lautesten Gewerkschaft im Gewerkschaftszoo Aufmerksamkeit zukommen zu lassen: der GDL. Da war ja letzte Woche der Stand, dass die Bahn ein paar Zahlen angeboten hat, wie die Gehälter steigen könnten. Namentlich lautete das Angebot auf insgesamt 4,7 Prozent plus eintausend Euro einmalig. Fußnote: Bei eienr Laufzeit von bummelig drei Jahren. Aber bei eienr Gewerkschaft, die bei jeder Gelegenheit streikt, wären kurze Verträge auch eher nicht hilfreich. Reaktion der GDL: Das wäre zu wenig. Da würde ein Richtig Langer Streik kommen. Und der kam auch: Montag ab 15 Uhr im Güterverkehr, Dienstag ab 02:00 im Personenverkehr, bis Sonntag 09 Uhr.

Die Bahn und die Politik haben eine Schlichtung angeboten, wozu GDL-Chef Weselsky wieder einen seiner berühmten Sprachdurchfälle hatte: Der fing plötzlich an, davon zu fabulieren, dass man Grundrechte nicht wegschlichten könnte.Ähm, wofür ist der Streik jetzt noch gleich? Ich dachte, es ginge um das Geld, was der GDL zu niedrig wäre? Was hat eine Schlichtung dazu mit irgendwelchen Grundrechten zu tun? Und überhaupt, wenn es doch offensichtlich nicht so einfach ist zu einer Einigung zu kommen, warum sollte man nicht jemand Unabhängigen als Vermittler dazu holen? Oder geht es Weselsky (mal wieder) gar nicht um konkrete Angebote, sondern immer noch um die Macht innerhalb der Bahn-Belegschaft? Dann würde sein Gefasel nämlich auch eher passen, denn die Verhandlungsrechte für andere Berufsgruppen als Lokführer kann ihm niemand einräumen, außer der Bahnleitung. Wobei man das ja relativ einfach testen könnte: Der Bahnvorstand müsste dafür nur ein Angebot auf den Tisch legen, in dem alle Forderungen der GDL genau erfüllt würden, mit der Ausnahme des Vertretungsanspruchs für andere Berufsgruppen, in denen die GDL schlicht keine Mehrheit der Angestellten vertritt. Wetten, Weselsky würde wieder mit Schaum vorm Mund in die Öffentlichkeit rennen und von jahrelangen Streiks schwafeln?

Aber mal unabhängig von der Person des Gewerkschaftschefs, dem es nicht gelingt, in mir auch nur einen Hauch Mitgefühl auszulösen: Ist die ganze Streikerei nicht ein ziemlich klares Zeichen, was füe eine bescheuerte Idee die Privatisierung der Bahn ist? Wären die Lokführer noch mehrheitlich verbeamtet, gäbe es glatt keine Streiks. Gut, die Bahn wäre auch weiter unpünktlich, aber das ist sie ja als Aktiengesellschaft im Besitz des Staates auch schon. Oh, und natürlich kann der Eigentümer der Die Bahn (der Bund) dem Bahnvorstand jederzeit auftragen, wie er sich verhalten sollte. Da wirkt ein Doofbrindt nicht sonderlich glaubwürdig, wenn er so tut, als hätte er gar keinen Einfluss auf die Bahnvorstände. Die sich übrigens gerade erst eine schwungvolle Erhöhung ihrer eigenen Vergütungen genehmigt haben. Was gut, dass das kein Staatskonzern ist, sonst müsste man glatt sauer werden. Oh, warte...