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Snowdhauptung

Komische Meldungen vom Wochenende:Eine britische Zeitung vermeldete, dass irgend welche Geheimdienst-Vertreter (selbstverständlich anonym) gemeldet hätten, Russland und china hätte "die Snowden-Dokumente" geknackt, und deswegen würde der britische Auslandsgeheimdienst seine Leute aus Ländern abziehen. Und, weil Journalismus ja auch nur noch bedeutet, dass man nachplappert, was andere Medien voegeplappert haben, wurde die Meldung als "Wahrheit" gleich weiterverbreitet.

Ein paar Dinge riechen aber komisch an der Geschichte: Was für "Snowden-Dokumente" sollen denn gemeint sein? Snowden selbst hatte keine Dokumente bei sich, als er aus Hong Kong ausgereist ist, was auch schon zwei Jahre her ist. Und selbst wenn er irgendwo Dokumente gehabt hätte (es gab da mal die Meldung von dem verschlüsselten Archiv, was öffentlich würde, sollte Snowden irgend etwas zustoßen), darf man davon ausgehen, dass Snowden weiß, welche Verschlüsselungsverfahren wie angewendet auch von der NSA nicht in Lebenszeit des Universums geknackt werden könnten. Wenn nicht die anonymen Schnüffler plötzlich behaupten, dass Russland und China um Jahrhunderte bessere Krypto-Angriffe als die NSA haben, darf man wohl bedreifeln, dass die verschlüsselte Container geöffnet bekommen.

Dann ist da noch die Sache mit der Quelle: Irgend welche Personen behaupten da was, sind selbst aber zu feige, mit ihrem Namen hinter den Behauptungen zu stehen. Und woher wollen überhaupt westliche Geheimdienste wissen, was östliche Geheimdienste wissen, die doch bekanntlich mehrere hundert Jahre Vorsprung in ihren Fähigkeiten haben? Überhaupt, wer hat etwas von dieser Meldung? Soweit ich das erkennen kann, ist das der übliche Haufen FUD, der wieder nur den Schnüffeldiensten von NSA und beschnüffelten Königreich hilft.

Intensiver befasst sich mit diesen Vorwürfen ein Journalist, mit, wie es in solchen Meldungen gerne heißt "knowledge of the situation": The Sunday Times’ Snowden Story is Journalism at its Worst — and Filled with Falsehoods. Da taucht dann noch ein Sack offensichtlicher Fehler und Parallelen zu früheren Whistleblowern auf. Die Gerüchte-Meldung passt also wohl eher in ein Kapitel aus dem Stasi-Handbuch zu Zersetzung, was ja bekanntlich in den Five-Eyes-Diensten genau beachtet wird. Und jetzt, wo ihr das wisst: Achtet mal darauf, wer hierzulande die Meldung weiterverbreitet.