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Afghaliban

Meldung aus der 'also das konnte ja niemand vorhersehen'-Ecke: Nachdem die Amis und der Rest der westlichen Besatzungsmächte sich aus Afghanistan zurückgezogen haben, haben sich dort die Taliban wieder ausgebreitet. Dass die Helfern der früheren Besatzer wenig Sympathie entgegen bringen würden, war schon bekannt, aber die deutsche Regierung beliebte trotzdem nur den zuletzt aktiven Helfern ihres Militärs, eine Einsreise genehmigen zu wollen, wenn die denn nachwiesen, dass sie einer Gefahr ausgesetzt wären. Selbst die 'Abschiebungen' hat der Bundesminister für Drinnen, Bau und Dahoam erst kürzlich ausgesetzt, als immer klarer wurde, dass da nur ein Gericht mal genauer hinsehen müsste, um jegliche Abschiebung nach Afghanistan als völkerrechtsbruch zu verurteilen. Kommt auf dem Resümee nicht so geil, wenn man als Völkerrechtsverbrecher bezeichnet wird.

Und nun haben die Taliban also zunehmend Gebiete in Afghanistan eingenommen. Das örtliche Militär war, was ich so mitbekommen habe, in den letzten zwanzig Jahren so trainiert worden, dass sie für alle schwierigen Probleme die Amis zur Hilfe holen. Die kommen jetzt nur eben nicht mehr. Und die Taliban sollen wohl mit Leuten, die sich gegen sie gewehrt haben nicht gerade freundlich umgegangen sein. Ergo: Das Afghanische Militär hat in der aussichtslosen Lage lieber nicht gekämpft, und so haben die Taliban am Sonntag auch Kabul eingenommen. Jetzt sind die Medien voll von Meldungen, wie sehr die Bevölkerung da leiden würde (was ich nicht überprüfen kann), die Amistaner verfrachten ihre Spione, äh, Botschaftsangehörigen über den Flughafen nach woanders, während Einheimische, die lieber nicht da bleiben würden, versuchen sich irgendwo an Flugzeugen festzuhalten (was wohl nur selten gelingt). Der deutschen Regierung ist erst am späten Sonntag aufgefallen, dass es opportun sein könnte, überhaupt mal was zu tun (vermutlich hat der Auslandsspionagedienst nur deswegen nicht gewarnt, weil es keine verdachtsfreie Verbindungsvorratsdatenspeicherung gibt), und dann erst am Montag die lächerlich geringe Zahl von drei Militärfliegern nach Kabul geschickt. Sollten die Taliban so gefährlich sein, wie die Medien verbreten, dürften die deutschen Spione, äh, Botschaftsangehörigen das Land also nicht mehr lebend verlassen. Bin ich zynisch? Klar, aber so propagandistisch wie die mediale Story gerade aufgebauscht wird, kann ich einfach nicht ernst bleiben. Vielleicht ist die Lage ja doch nicht so ganz schwarz-weiß, sondern hat doch ein paar mehr Farbtöne. Was nichts daran ändert, dass die Reagierung mal wieder völlig kopflos reagiert.