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Katholiwalt

Mit erstaunlicher Regelmäßigkeit taucht in den Medien die Erkenntnis auf, dass bei den Katholen Kinder vergewaltigt wurden (und wer sagt, dass das nicht mehr passiert?), und Alle weggesehen haben. So ist kürzlich ein Text zu Taten aus den 1980ern entheimlicht worden, der insofern etwas Neues war, als da auch ein gewisser Joseph R. namentlich im Zusammenhang mit einem Täter auftauchte. Jener Joseph R. hat sich vor einigen Jahren nach Italien abgesetzt und versucht, unter der Tarnidentität als "Papst Benedikt" eine Distanz zu seinen früheren Taten aufzubauen, aber interessierte Beobachter ließen sich auch davon nicht täuschen. Und jener "Papst Benedikt" hat also zu den Vorfällen aus dem Text behauptet, sein Name wäre Kaninchen, und mit den betreffenden Tätern hätte er nie zu tun gehabt, was nur dummerweise von (mindestens einem) Protokoll als unwahr herausgestellt wurde, wo ein gewisser Joseph R. einem Meeting beigeschlafen, äh, beigewohnt hätte.

Das für mich spannende an den neuesten Bekanntmachungen zu den Vergewqaltigern sind aber weniger die Ausreden der Täter, sondern mehr, wie die Medien damit umgehen. Da manifestiert sich plötzlich die Erkenntnis, dass man vielleicht nicht die Täter damit betrauen sollte, ihre Taten aufzuklären, und absurde Hoheitsbezeichnungen der Täter werden auch konsequent nicht mehr benutzt (statt 'Vorname Kardinal Nachname' werden die nur noch als 'Kardinal Vorname Nachname' bezeichnet, lediglich auf die Tatsache, dass Joseph R. von den Vergewaltigungsfans zum "Papst Benedikt" gemacht wurde, fällt irgendwie gerne weg). Es ist fast so, als könnte man da auch allgemeine Schlussfolgerungen treffen (warum soll die "Polizei" Gewalttaten der "Polizei" untersuchen?). Oder die, warum im Grundgesetz ein Artikel aus der Weimarer Reichsverfassung importiert ist, nach dem die Kirchenfinanzierung durch den Staat beendet werden soll, anstatt die Finanzierung der Kirche durch den Staat zu beendigen? Überhaupt, warum finanziert der Staat die Kirche? Aber dann schrecken die Medien doch wieder vor zu viel Mut zurück.