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Medienkritik und Kritik an Medienkritik

Erinenrt ihr euch noch an Rezo? Der mit dem 'Zerstörung der CDU-Video'? Der war neulich bei befreundeten Youtubern zu Besuch, und die sind mal gemeinsam durch die Untiefen von Papierzeitungen gewatet. In den vierzehn Minuten bekommen nicht nur die BLÖD-'Zeitung' ihr Fett weg, sondern auch so als seriös geltende Medienauslässe wie die FAZ, die mit 'Leute die du kennst fliegen auch mal'-Vorwürfen ne Reaktion von Rezo haben wollten, und die dann glatt vergessen haben zu erwähnen.

Das an sich wäre schon kurzweilig genug, aber dann kam die Journalisten-Gewerkschaft DJV und ihr Vorpfurzender und haben eine Pressemeldung rausgelassen, in der völlig aus der Luft gegriffene Vorwürfe zu dem Video behauptet wurden. Wäre Rezo ein Lügenschutzgeldpflichtiger Presseverleger, hätte der mit dem Schrieb gute Chancen vor der Pressekammer hier in Hamburg gehabt. Aber offenbar ist beim DJV doch noch irgendwer aufgewacht, und die Behauptungen wurden beizeiten entfernt. Dabei finde ich die Medienkritik aus dem Video völlig zutreffend. Wo sind eigentlich die Zeitungen, die darauf hinweisen, welchem Schund andere Veröffentlichungen ihren Waren (die dafür bezahlen, und trotzdem noch als Aufmerksamkeitsverkaufsfläche genutzt werden) aussetzen.

Unwahrrichten

Das hatte ich hier schon länger nicht mehr, aber heute ist es mal Zeit, auf Medien zu schimpfen, die mal wieder dabei erwischt wurden, wie sie ihre Arbeit nicht sauber getan haben. Heute am Beispiel einer Meldung, dass es eine Sicherheitslücke im Videoplayer VLC gäbe. Die basiert letztlich auf einem Eintrag im öffentlichen Bugtracker, den ein 'Sicherheitsforscher' da eingeworfen hat, und der sich am Ende als falsch herausgestellt hat. Aus völlig unklaren Gründen wurde eine CVE-Nummer vergeben (was eigentlich nur Sicherheitslöcher verdient haben, und nach deren eigenen Regeln in Absprache mit den Entwicklern der Software geschehen sollte), und diverse Sicherheitswarnungen gingen raus, inklusive beim BSI. Irgendwo in dem Prozess sind diverse Medien auf den Bericht draufgesprungen und haben von bösem, aus der Ferne ausnutzbarem, gefährlichen Sicherheitsloch fabuliert, während die Entwickler immer noch versucht haben, den Fehler überhaupt mal nachzustellen. Das ging so lange, bis der Melder verraten hat, dass er den Fehler auf einem 1,5 Jahre alten Ubuntu sehen würde, wo dann schnell die Ursache gefunden wurde: Da ist eine Bibliothek drin, die VLC einbindet, und die den Fehler enthalten hat. So weit so 'kann ja mal passieren.

Als mir am Mittwoch früh der Twitter-Thread aus dem VLC-Entwickler-Account begegnet ist, habe ich mich mal umgesehen, wer die Behauptung vom Sicherheitsloch denn alles verbreitet hat. Leider auch der heise-Ticker, wo im Heise-Forum(!) Leser auch über den Twiiter-Thread gestolpert sind und auf den fehlerhaften Artikel hingewiesen haben, was allerdings auch 6 Stunden nach den Tweets noch nicht zu eienr Änderung der Meldung geführt hat.

Für mich der größte Brüller: Bei BoingBoing erschien noch nach den Tweets ein ziemlich reißerischer Artikel, der als Quellen lauter offenbar nicht-journalistische Veröffentlichungen herangezogen hat. Den Autor habe ich bei Twitter mit Link zum Twitter-Thread kontaktiert, aber eine Änderung am Artikel hat das auch nicht ausgelöst. So, und wo findet jetzt noch richtiger Journalismus statt?

Flugbumm

Und dann ist mal wieder Zeit für wertlose Eilmeldereien. Grund ist, dass ein Flugzeug der Billighansa in frankreich abgestürzt ist, und vermutlich alle Insassen gestorben sind. Für die Angehörigen der Opfer tut mir das Leid, aber was die Medien da wieder für einen Zirkus veranstalten finde ich unnötig, unsinnig und nicht hilfreich.

Ja, man kann wenige Stunden nach einem Flugzeugabsturz noch nichts sagen über Hintergründe oder Ursachen. Das ist normal. Nachdem der Flieger wohl auch in schlecht zu erreichender Region runtergekommen ist, dürfte es erstmal dauern, bis Personen am Boden die Überreste des Fliegers erreichen, sich dort darum kümmern, die Toten rauszuholen, und dann Maßnahmen zur Ursachenklärung beginnen. Anders als bei anderen Flugzeugen (MH370) ist es nicht so, dass der Ort unbekannt wäre, oder dass man eine Verantwortung eines politischen Gegners herbeifabulieren kann (MH17). Davon abgesehen sehe ich nicht, was hektische Eilmeldungen an Informationen vermitteln sollten. Oder wollten da Medien schneller sein als die Vertreter der Fluglienie, um den Überlebenden den Tod ihrer Angehörigen zu verkünden?

Propaganda-Worte

Eine Sache ist mir schon vor Wochen aufgefallen, und seitdem im Podcast immer wieder aufgetaucht: Bei manchen Themen nutzen die eigentlich seriösen Nachrichten unhinterfragt Propaganda-Worte. Und ich rede nicht von der Ukraine, bei der ja inzwischen auch der Tagesschau aufgefallen wurde, dass sie sehr einseitig berichtet hat. Ich rede von der Organisation, die als Islamischer Staat im Irak und Syrien anfing, dann als Islamischer Staat im Irak und der Levante weitergemacht hat, und jetzt als Islamischer Staat identifiziert werden will. Da machen seit Wochen die DRadio-Nachrichten, bei denen mir das schmerzhaft aufgefallen ist aus dem Namen Propaganda, indem sie konsequent etwas davorsetzten. Erst war es die "Terrormiliz IS", inzwischen schreibt dradio das Kürzel aus und nennt sie "Terrormiliz Islamischer Staat".

Nun kann man leicht argumentieren, die "Terrormiliz" dürfe man nicht anders nennen, weil die Leute da ja Menschen enthaupten. Dazu zwei Punkte: Wenn Enthauptungen das Problem ist, warum ist Saudi Arabien dann keine Terrormiliz? Oder geht es um Tötung ohne ausreichendes Gerichtsverfahren? Da fällt mir spontan ein, dass es eine Terrorregierung gibt, in der der Präsident regelmäßig ohne Gerichtsverfahren und ohne irgend eine Aufsicht festlegt, wen sein Militär töten soll. Bei den Tötungen kommen auch immer wieder größere Anzahlen Zivilisten ums Leben, aber die Terrorregierung hat darauf schon reagiert, indem sie jede männliche Person in kampffähigem Alter als Militär definiert, und so eine größere Anzahl Opfer zu angeblichen Tätern erklären kann. Und die Terroregierung leistet sich seit inzwischen mehr als zehn Jahren Foltergefängnisse, in denen Personen ohne jegliche Gerichtsverfahren und ohne jegliche Aussicht auf Freiheit festgehalten und gefoltert werden. Die Terroregierung ist, ganz offensichtlich die USA.

Wenn aber weder Enthauptungen, noch unbegründete Tötungen die Wortwahl rechtfertigen, dann bleibt für mich nur noch die Schlussfolgerung, dass es sich bei den Meldungen um Propaganda handelt. Der letzte Staat auf deutschem Gebiet, der derart plump Meinung bilden wollte, soll heute von seinen früheren Bewohnern als Unrechtsstaat bezeichnet werden. Mal sehen, wann das auch für die aktuelle Inkarnation von Deutschland gilt.

Porolüko

Gestern gab es ein spannendes Schauspiel zu beobachten, wo Propaganda und Medien mal zusammentrafen: Und zwar muss die ukrainische Regierung vermeldet haben, es gäbe eine Vereinbarung zu einem Waffenstillstand mit der russischen Regierung. Das führte dann dazu, dass quer durch die Medien Eilmeldungen schwappten, die das verbreitet haben. Dass kurz danach die russische Regierung sich gemeldet hat, und verkündet hat, sie hätte keinem Waffenstillstand zugestimmt, weil sie ohnehin nicht in die Kampfhandlungen involviert sei, das führte dann nur noch zu sehr wenigen Eilmeldungen. Wenn die Medienmacher lernfähig wären (was ich bezweifle), müsste das jetzt eigentlich dazu führen, dass Meldungen der ukrainischen Regierung nicht mehr ungeprüft in die Welt geblasen werden. Das sehr flexible Verhältnis der Regierung Poroschenko zur Wahrheit hätte ja eigentlich schon länger bekannt sein dürfen (die angeblich völlig zerstörte russische Kolonne, die angebliche Invasion, die dann noch angeblicher nur ein Übersetzungsfehler gewesen wäre, der komplett erlogene Waffenstillstand. Das sind die Geschichten, die mir spontan einfallen.) Also, liebe Poroschenko-Versteher: Wenn ihr nicht verantwortlich sein wollt für den nächsten unsinnigen, großen Krieg, dann fragt ihr in Zukunft vielleicht erst bei Putins Regierung nach, ob die wirklich irgendwas vereinbart hätte, bevor ihr so extrem einseitig berichtet, dass ihr keine funktionierenden Gleichgewichtsorgane mehr haben könnt.

Oh, und wenn das NATO-Generalsekret irgendwas verlautbart, wischt dem bitte erst den Schaum vorm Mund weg, das ist socht noch ekliger.

Eilwichtig

Die wichtigste Meldung der Kwatitätsschornalischdn hab ich ja noch gar nicht kommentiert. Also: Eine britische Frau hat ein Kind zur Welt gebracht. Und wenn vorher eine größere Anzahl Menschen sterben, darunter dessen Vater, großvater und mit Sicherheit noch weitere Verwandte, kann das Kind nach aktuellen Regeln König von Großbrittannien werden. Und das ist den Medien dann ein Paket Eilmeldungen wert. Wobei ich noch darauf warte, wie die Medien sich dann wieder aufgeilen, wenn die Eltern öffentlich werden lassen, wie das Kind heißt, neben der Unmenge an Namenszusätzen, die es ohnehin abbekommt. Gerüchten zufolge soll eine Lebendgeburt ja kein seltenes Ereignis auf der Insel sein, aber nicht über jede davon wird so breit berichtet...

VDS-Medien-Lüge

Lustiges Ereignis vom Freitag: Ein (lügenschutzgeldpflichtiges) Verlagserzeugnis hat behauptet, die Union gäbe die Vorratsdatenspeicherung auf. Begründung: Im Wahlprogramm stünde das Wort ja nicht mehr. Stattdessen ist dort die Rede von der "Mindestspeicherfrist", was nur ein anderer Name für die selbe verdachtslose Speicherung sämtlicher Verbindungsdaten sämtlicher Bürger für ein halbes Jahr ist. Das hat dann erstmal zu einem Bericht bei netzpolitik.org geführt, und kurz danach haben auch noch der Schnüffel-Fan Bosbach wie auch CSU-Gröhe sich zu Wort gemeldet und die Veröffentlichung der Kwalitätspresse als Ente entlarvt.

Da stellen sich mir doch glatt mal mehrere Fragen: Wie ist der Kwalitäts-Schornalischd für das Verlagserzeugnis auf den dünnen Zweig gekommen, die Union könnte überhaupt jemals mit weniger zufrieden sein als der vollständigen Überwachung sämtlicher Bürger (mit Ausnahme der Unionspolitiker, versteht sich)? Und hat der Herr Schornalischd mal einen Vertreter der Union befragt? Wenn ja: Wen, und was hat der gesagt? Außerdem der Begriff Mindestspeicherfrist. Der ist ja so gar nicht neu, der ist genaugenommen schon einige Jahre alt, der kam auf, als den Schnüffel-Fans klar wurde, dass der Name Vorratsdatenspeicherung verbrannt ist. Unter welchem Stein hat der Schornalischd seitdem gesteckt, dass er das nicht mitbekommen hat? Und wieso erlaubt der Verlag einer derart fehlinformierten Person einen Text über solche ein Thema zu schreiben? Die Lüge hier wurde dann auch noch in anderen Lügenschutzgeldpflichtigen Medien wiederholt (eins ist mir namentlich bekannt), weil dort offenbar auch Recherche nur heißt, dass man irgendwo gefundene Texte umformuliert, aber nicht hinterfragt. Nichtmal zu der Erkenntnis hat es gereicht, dass eine Partei, die Sicherheit über alles stellt, mit einer Abkehr von Vollüberwachung sich eher schaden würde. Aber denken ist wohl keine Leistung, die vom Lügenschutzgeld bezahlt würde.

Kampagne gegen Kampagne

Apropos Medien: Ein Verlagserzeugnis (Link gibt's nicht, weil ich nicht bereit bin, dafpr zu zahlen, wenn das Schutzgeld kommt) hat gestern berichtet, der Verlegerverband BDZV plane eine Kampagne. Weil selbst den Verbandsverlegern nicht entgangen ist', dass mit Frankfurter Rundschau und Financial Times Deutschland gerade erst zwei Zeitungen wegen fehlendem Erfolg schließen mussten. Was den BDZV-Verantwortlichen bestimmt nur entgangen ist: Die selbsternannten Qualitätsmedien beweisen gerade in der LSR-Debatte, dass sie kein Vertrauen verdient haben. Sobald sie ein Interesse an einer Debatte haben, ist das Konzept der unabhängigen Berichterstattung vollständig begraben.

Davon mal abgesehen, war nicht die einhellige Meinung der Verlangsprodukte, dass Kampagnen von Firmen mit wirtschaftlichen Interessen Ganz Doll Böse sind? Oder galt diese Regel irgendwie nur für Google? Weil sich mir der Unterschied noch nicht aufgedrängt hat. Wenn eine Firma eine Kampagne macht, damit keine sinnlose Maut erhoben wird, die alle Aggregatoren und Suchmaschinen betreffen soll, dann ist das Böse. Wenn Verleger darauf hinweisen wollen, wie "wertvoll" ihre "Contents" (Wenn es um Geld geht, heißt das ja nicht Inhalte) wären, ist das Gut. Oder ist die Regel noch einfacher: Was wir machen ist immer alles Gut, was andere gegen unsere Interessen machen ist immer alles Schlecht?

Und übrigens, falls sich hier doch mal ein Verlegervertreter hin verirren sollte: Das ist guter Journalismus. Gut, so ein Artikel fällt nicht aus den Agenturen, sondern braucht Richtig viel Arbeit, aber dafür wird der auch nicht schlecht mit der Zeit. Oder hier eine aktuelle Meldung ausführlich berichtet. Aber so etwas können die Verlage wohl nicht mehr.

The no longer Daily

Mir ist ja aktuell nach Medien-Schelte wegen der völlig dämlichen LSR-Kampagnen. Da passt dann auch irgendwie mit rein, dass die US-'Zeitung' The Daily verkündet hat, dass sie demnächst schließt. Darüber, was man daraus lernen kann, haben verschiedene Leute schon schlaue Dinge geschrieben. Kurz zusammengefasst: Die Idee, eine Zeitung mit dem üblichen Bündelangebot von Nachrichten vom Vortag, Meldungen über irgend welche völlig uninteressanten Personen, die nur zufällig berühmt sind (Was interessiert es mich, dass Frau Prinzesschen angeblich schwanger sein soll?), Sport und so weiter, diese Idee ist schlicht nicht mehr profitabel, wo man sich die Nachrichten (dank Verlagen, die in akuter Kistenlos-Mentalität von niemandem gezwungen ihre Inhalte ("Content") ins Netz blasen. Und dann hat der Verleger Rupert Murdoch beim Daily auch noch den Fehler gemacht, da Unmengen an Geld mit zu verpulvern, was eben nicht durch Einnahmen abgedeckt war. Im Ergebnis steht jetzt eben die Konsequenz an, dass das Nicht-Papier eingestellt wird.

Ein Gegenmodell findet sich in dem The Magazine von Marco Arment, der eben deutlich weniger Geld riskiert hat, eine Nische von Tech-Leuten anspricht, und sich gerade nicht mit den kostenlosen Angeboten um Zuschauer prügeln muss. Und wenn ich das richtig verstehe, dann trägt sich das Magazin schon selbst.