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LHC Run 2 vorbei

Erwartbares von einem Teilchenbeschleuniger in Schweiz und Frankreich: Beim LHC ist am frühen Montag, 3. Dezember der letzte Teilchenstrahl von Run 2 gedumpt worden. Das Physik-Jahr war schon am Abend vorher beendet worden, aber vor einem Long Shutdown können die Verantwortlichen auch riskantere Tests in der Maschine erlauben, wenn eventuelle Auswirkungen ohnehin nur eine kurzfristige Behinderung für einen Betrieb wären.

Jetzt steht beim LHC nicht nur die jährliche Wartung an, sondern ein rund zwei Jahre dauernder Stopp. Da stehen im LHC und den diversen Vorbeschleunigern eine Reihe Verbesserungen an, wobei für den LHC das Ziel der HL-LHC (High Luminosity LHC) ist, der 2025 erreicht werden soll. In Sachen Forschungsergebnisse ist es seit der Higgscovery im LHC nicht zu riesigen Entdeckungen gekommen, ein vermutetes Messergebnis aus einem Jahr hatte sich im nächsten Jahr wieder zerstreut, und so fehlen spektakuläre Funde. Was in sich vielleicht auch ein Ergebnis ist, aber irgendwie enttäuschender ist als irgendwelche gefundenen Teilchen. Mal sehen, ob die Forscher aus den in Run 2 eingesammelten Datenmassen nicht doch noch unerwartete Ergebnisse ermitteln können, die eben dadurch auffallen, dass sie niemand erwartet hat (angeblich soll ja bei der Entdeckung eines Teilchens ein Wissenschaftler mal ausgerufen haben "who ordered that?").

Kilono-was?

Erinnert ihr euch noch daran, was für eine Meldung das war, als das LIGO-Experiment die erste Messung von Gravitationswellen veröffentlicht hat? Gestern gab es eine Veröffentlichung ähnlicher Größenordnung: Und zwar ist eine "Kilonova" beobachtet worden. Konkret haben die Gravitationswellen-Teleskope von LIGO und Virgo ein Ereignis gemessen, bei dem zwei Neutronensterne verschmolzen sind, und das haben dann auch diverse Teleskope beobachtet. Das ganzen läuft unter der Bezeichnung "Kilonova" die ich vorher aber noch nie gehört habe. Dadurch, dass das Ereignis von so vielen Detektoren anvisiert wurde, waren Gerüchte über eine anstehende Veröffentlichung auch schon länger im Umlauf.

Dass Sternenverschmelzungen auch in Form von Gravitationswellen zu messen sein sollten, war schon bekannt, immerhin sind Schwarze Löcher nur besonders schwere Sterne. Die Frage war mehr, wie gut man die Messdaten aufbereiten muss, bis man die Gravitationswellen erkennen kann. Und nun gibt es also Ereignisse, die von Gravitationswellen- und klassischen Teleskopen beobachtet wurden. Faszinierend, diese Wissenschaft. Ähem: Science!

Lichteraktionen

Mir war für heute mal nach einer lockeren Meldung aus der Wissenschaft: Beim LHC gibt es mal einen Hinweis auf eine möglicherweise irgendwann kommende Entdeckung. Und zwar hat das ATLAS-Experiment in den Daten der Ion-Ion-Kollisionen, die zuletzt Ende 2015 liefen, Hinweise darauf gefunden, dass sich neben den Ionen auch Photonen getroffen und beeinflusst haben könnten. Das ganze ist alles sehr zurückhaltend formuliert, weil einerseits extrem wenige Events Daten geliefert haben für die Veröffentlichung (13 Events), es sich ohnehin um eine Signifikanz von weniger als den geforderten 5 Sigma (hier: 4,4. Erwartet waren wohl sowas wie 9 Events als Hintergrundrauschen) handelt, und es keine vergleichbaren Messungen eines anderen Instruments (CMS fällt mir da ein) an einem vergleichbaren Teilchenbeschleuniger (da wird die Luft plötzlich extrem dünn) bekannt sind, die in die gleiche Richtung deuten. Sollte es sich aber wirklich um eine valide Messung handeln, wäre damit gezeigt, dass Lichtteilchen-Wellen auch andere Lichtwellen-Teilchen beeinflussen können. Unter praktisch extrem seltenen Bedingungen, so dass der Effekt noch nicht irgendwo aufgefallen sein kann.

Ich find's ja spannend, was für Erkenntnisse man immer noch aus den Messdaten der letzten Jahre rausholen kann, wenn man sonst nichts aufregenderes zu tun hat. Dass bisher noch Hinweise auf irgendwelche symmetrischen oder supersymmetrischen Partner der bekannten Teilchen des Standardmodells und Spuren von Dunkler Materie oder Dunkler Energie vermisst werden, erwähne ich nur für den Fall, dass hier jemand lesen sollte, der noch Ideen bräuchte, in welcher Richtung weitere Forschung ganz angemessen sein könnte.

EYETS beendet

Erbauliche Nachricht von einem gewissen Kollidierer Großer Hadronen: Beim LHC ist die verlängerte Winterpause beendet, und heute wurde zum ersten Mal dieses Jahr Stable Beams deklariert. 

LHC Page 1 kurz nach dem Beginn der Stable Beams

LHanC

Erbauliche Meldung von der Teilchenbeschleunigung: Nach dem verlängerten Jahresende ist der LHC wieder aktiv. Da stand ja von Mitte Dezember der 'Extended Year End Technical Stop' an, wo alle möglichen Wartungsarbeiten in und an den Systemen anstanden. CMS hat zum Beispiel in der Zeit einen neuen Pixel Detector bekommen, ein Beschleuniger-Magnet wurde gewechselt (was offensichtlich nicht funktioniert, wenn der auf Betriebstemperatur (2K) ist), irgendwo wurden nicht mehr benötigte Kabel entwernt, und so weiter. Die Vorbeschleuniger sind schon seit Ende März der Reihe nach wieder in Betrieb gegangen. Im LHC liefen die Vorbereitungen seit Mitte April, wo alle Magnete auf Betriebstemperatur abgekühlt wurden, die Stromverbindungen getestet wurden (indem unter sorgfältiger Beobachtung Strom eingeleitet wurde), und die verschiedenen Schutzsysteme wurden darauf getestet, ob sie im Fehlerfall den Schutz der Maschine sicherstellen könnten. Am Samstag stand dann der nächste Schritt an: Es wurden wieder erste Protonenpakete in die Ringe geleitet. Die wurden jeweils sektorweise weiter um den Ring geleitet, bis am Abend in beiden Richtungen Protonenstrahlen mit 450 MeV Energie um den Ring kreisen konnten.

Die nächsten Schritte danach sind noch, dass weiter getestet werden muss, wie sich die gesamte Maschine verhält, bis in rund einem Monat wieder Protonen aufeinander losgelassen werden, um in den Experimenten Kollisionsdaten einzusammeln, aus denen die Physiker dann ihre Schlussfolgerungen ziehen können. Ein paar Hinweise, in welchen Richtungen man weiterforschen kann, gab es inzwischen doch schon, da bleibt zu hoffen, dass das Wissen weiter zunehmen kann.

LHgebnis

Erinnert ihr euch noch, wie Ende letzten Jahres aus den LHC-Experimenten ATLAS und CMS Aufregung wegen einer möglichen Entdeckung kam? Da gab es ja einen Überschuss von gemessenen Zerfallsprodukten in einem bestimmten Energielevel (750 GeV), die andeutete, dass das vielleicht ein bisher unbekanntes Teilchen sein könnte. Der Überschuss war aber mit den Daten aus 2015 nicht hoch genug, um das als Treffer gelten zu lassen (2 Komma irgendwas Sigma statt der benötigten 5 Sigma). In den letzten Monaten hat der LHC nun so oft und lange wie technisch möglich Protonen auf andere Protonen treffen lassen, mit eben dem Ziel, den Experimenten so viele Daten zur Verfügung zu stellen, wenn im August Auswertungen verkündet würden. Dieser Termin war am Freitag.

Das Ergebnis ist anders als 2012 aber ernüchternd: Von dem möglichen Teilchen ist mit den zusätzlichen Daten nichts mehr zu sehen. Was mit den Daten aus 2015 noch wie ein mögliches Messergebnis aussah, hat sich wieder in das Grundrauschen einsortiert. Damit gibt es dann wieder keine Spur der Physik, die über das Standardmodell hinausgeht. Wenn man mal davon absieht, dass die Astrophysik Dunkle Materie (anziehende Kraft, die Galaxien zusammenhält) und Dunkle Energie (abstoßende Kragt, die das Universum ausdehnt) vorhersagt, womit die vom Standardmodell beschriebenen Teilchen bummelig 6 Prozent der Materie im Universum ausmachen. Von den anderen Teilchen haben die Teilchenphysiker nur schlicht noch keine erwiesenen Messungen.

WeaseLHC

Zum Feiertag gibt es mal eine völlig unpolitische Geschichte: Letzten Freitag früh war der LHC gerade dabei, ganz entspannt in Stable Beams Protonenkollisionen abzuliefern, als gegen 5:30 eine "electrical perturbation" auftrat, also irgendwas mit der Stromversorgung komisch war. Stellt sich raus, bei Punkt 8 hat wohl ein Steinmarder (in den ersten Meldungen englisch als Weasel bezeichnet) auf einem Transformator und den dazugehörigen Starkstromleitungen rumgeturnt. Irgendwie hat das dann dazu geführt, dass erst die 18kV-Leitungen einen Blitzschlag hingelegt haben, bevor die 66kV-Leitungen in der direkten Nachbarschaft auch Strom außerhalb der geplanten Bahnen geleitet haben. Den Marder hat es dabei wohl erwischt, wobei mir (zum Glück?) keine Bilder begegnet sind, wo man irgendwas erkennen konnte, was früher mal ein Tier gewesen sein konnte.

Für den LHC hatte der Ausfall eine direkte Auswirkung: Der Transformator war ausgefallen, und im Ring fehlten den Punkt 8 umrundenden Sektoren lange genug die Stromversorgung, dass es die Kühlung zerlegt hat. Beim Transformator hat es wohl nur ein paar Kabel zerlegt (die haben das komischerweise nicht so gerne, wenn da Strom außen rumschwirrt), deren Reparatur ein paar Tage gedauert hat (ich las irgendwo etwas von Mittwoch). Zum Glück für den Zeitplan, konnten die Stromversorgungen aus den angrenzenden Sektoren der Kühlung aushelfen, so dass seit Mittwoch alle Sektoren wieder auf Betriebstemperatur (irgendwas unter 2 Kelvin) angekommen sind. Das Maximum lag da zwischendurch übrigens bei kuscheligen 6 Kelvin, da fasst man auch keine metalle an, wenn man das entsprechende Körperteil nicht verlieren will. Wenn der Transformator am Donnerstag wieder verfügbar ist, sieht der Plan vor, dass die Maschineneinrichtung (Commissioning) wieder mit ein paar Runden gemütlichen Protonenkollisionen weitergeht, und hoffentlich weder von Killerbaguette (2009) oder irgend welchen Tieren gestört wird. Und wenn dann alles glatt geht, darf die richtige Physik-Phase dann mit einer Woche Verzögerung hoffentlich loslegen. Immerhin gibt es da Spuren eines bisher unbekannten Teilchens, die von CMS und ATLAS jeweils in der Region 750 GeV gesichtet, aber nicht bestätigt werden konnten.

Grawellen

Spannende, wenngleich vermutete Meldung: Die LIGO-Detektoren haben bereits im vergangenen Jahr Gravitationswellen gemessen. Das haben heute die Forscher öffentlich verkündet. Warum zwischen Messung und Meldung so viel Zeit vergangen ist, dürfte daran liegen, dass die Forscher erstmal sicher sein wollten, ein echtes Signal gemessen zu haben, das dann alles sauber aufgeschrieben, eingereicht, geprüft und jetzt veröffentlicht haben. Gerüchte über die Messung gab es entsprechend bereits eine Weile.

Mit den Gravitationswellen ist nun auch die letzte bisher unbewiesene Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie von Einstein nachgewiesen worden. Einstein selbst ging wohl nicht davon aus, dass diese winzigen Verschiebungen in der Raumzeit messbar wären, aber da lag er nun doch falsch.

LHC: Wirklich an

Spannende Meldungen aus dem CERN: Wenn alles glatt geht, steht heute (ich schreibe den Text hier am Vorabend) die erste LHC-Füllung für Physik-Messungen an. Oder wie es in technischer Formulierung aussieht: Machine Mode: Proton Physics, Beam Mode: Stable Beams. Und das alles bei der neuen Energie von 6,5 TeV pro Beam, also 13 TeV insgesamt. Geplant sind erstmal nur drei Protonenpakete pro Beam, was im Vergleich zu den theoretisch möglichen 2880 Paketen noch eher wenig ist. Aber nach dem Beginn der Physik-Läufe werden die Techniker die Anzahl Protonen schrittweise erhöhen, was dann auch den Physikern die absurd riesigen Datenvolumen aus Kollisionen ermöglichen wird, damit die darin finden, was auch immer sie finden können. Vorschläge dazu gehen in Richtung möglicher Supersymmetrie, so dass die bisher bekannten Teilchen nur die Hälfte (oder gar ein Viertel) der existierenden Teilchen wären. Oder es könnte erste Hinweise darauf geben, wo die 'Dark Matter', die Dunkle Materie versteckt ist, die irgendwas in der Region von 95 Prozent der MAsse des bekannten Universums ausmacht. Oder es taucht irgend etwas auf, was bisher keine Theorie vorhersagt.

Das spannende an der Grenze der bekannten Physik ist, dass wir schlicht nicht wissen, was dahinter liegt.

Update von Mittwoch: Es ist nicht ganz so glatt gelaufen wie gehofft. Der erste Versuch mit drei Bunches pro Beam ist im Ramp irgendwo bei 6 TeV durch ein Software-Problem gedumpt worden, aber da haben die Techniker erst gesucht, ob sie das schuldige Stück Software finden und erschießen können, und es danach gleich nochmal versucht. Da sind dann wieder drei Bunches im LHC gelandet, auf 6,5 TeV gebracht worden, rund um die Experimente auf Minimalgröße gequetscht (Squeeze), und letztlich zur Kollision gebracht worden. Und um 10 Uhr 40 gab es dann endlich wieder Beam Mode: Stable Beams. Von den Freudenausrufen, die da am CERN und an allen interessierten Bildschirmen ausgebrochen sein dürften, habe ich nichts gehört, aber selbst ein besonders breites Grinsen zur Schau getragen. Oh, und dann ist mir aus dem CERN glatt noch ein Podcast begegnet. Bei 'In Particular' erzählen Leute rund um das ATLAS-Experiment (eins der beiden großen Instrumente ohne besondere Spezialisierung), in der ersten Episode davon, was sie erhoffen, dass im gerade begonnenen Run 2 gefunden werden möge. Weitgehend einig sind sie sich, dass irgend etwas Unerwartetes toll wäre. Ich verweise da einfach mal auf meine Einschätzung weiter oben.

LHC Restarted

Erbauliche Neuigkeiten vom LHC: Nachdem noch vor Kurzem ein Kurzschluss in einem Magneten den Betrieb zu behindern drohte, haben sich letzte Woche Techniker darum gekümmert, und das Metallteil weggeschmort. Das hab ich diese Woche im Podcast auch schon verwurstet. Was aber heute neu ist: Nachdem die letzten Systeme für den Neustart freigegeben waren, sind gestern das erste Mal seit etwas über zwei Jahren wieder ein paar Protonen komplett um den Ring geschwirrt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der LHC nach dem Langen Stopp praktisch wie beim ersten Anschalten, eine relativ unbekannte Maschine. Entsprechend vorsichtig haben sich die Techniker rangetastet, und nur schrittweise Teile vom Ring feigegeben.

Und um schon mal journalistischen Fehlern vorzubeugen: Nein, das war nicht das erste Mal seit zwei Jahren, dass überhaupt Protonen im Ring waren, im März gab es da bereits ein paar Tests, wo Protonen vom jeweiligen Einschusspunkt bis zum nächstgelegenen Beamdump gelangen durften. Die haben nur keine ganze Runde drehen können.

Als nächste Schritte dürften die Verantwortlichen die diversen Systeme vom LHC neu einrichten, ein paar Tests mit dem Ramp fahren, bevor auch die Physiker wieder was zu futtern bekommen.

Besuch beim DESY

Am Samstag war 'Lange Nacht des Wissens' und Tag der offenen Tür beim DESY. Das heißt, ab 12 konnte man da auf dem Gelände alle möglichen Stationen besuchen, und genau das habe ich dann auch genutzt. Los ging es beim Souvenirstand, wo ich zwar nichts gekauft habe, aber die Empfehlung bekam, mit meinen Fragen aus der Nähe des LHC doch mal bei den Kontrollräumen von CMS und ATLAS vorbeizuschauen, die sich in dem Gebäude weiter hinten finden.

Also bin ich dahingewandert, konnte die erste von drei Nebelkammern bewundern, die mich an dem Tag noch treffen würden, und auch mit jemandem reden, der für die Datensammlung bei CMS zuständig ist. Nachdem der LHC ja gerade so gar nicht läuft, dachte ich, dass den Leuten doch eher langweilig sein müsste, aber die nutzen die Zeit, um ihre Software umzubauen, während beim Experiment an der Hardware gebaut wird (defekte Detektoren repariert oder getauscht, neue (verbesserte) Technik eingebaut. Da habe ich dann auch noch mit einem Wissenschaftler gequatscht, der mir verraten hat, dass das berühmte Boson sich ziemlich exakt an die Vorhersagen aus dem Standardmodell hält. Da gibt es wohl keine neue Physik, die aus den Messwerten scheint. Dafür hat CMS das Higgs inzwischen mit 10 Sigma Relevanz gemessen, ist sich also sehr sicher, dass die Messwerte wirklich von einem Teilchen stammen. Nachdem es in der Ecke nicht danach aussieht, als gäbe es Ansätze für neue Physik, haben wir dann darüber philosophiert, wo sich denn die restlichen 95 Prozent der Masse des Universums verstecken könnten. Sein Tipp war ein supersymmetrisches Teilchen, was bestimmte Eigenschaften aufweist (keine Interaktionen außer schwacher Wechselwirkung und Gravitaion, Masse irgendwo jenseits der bisher ausführlich erforschten Gebiete). Der Haken an Supersymmetrie ist ja nur, dass noch keins der damit vorhergesagten Teilchen in den Detektoren aufgetaucht ist.

Spannendes Nebenbei: CMS fährt für die Experiment-Daten eine Netzbandbreite von bummelig 2,75 Gib (Gigabit?) pro Sekunde, ließ sich im Kontrollraum auf einem Beamer beobachten.

Danach bin ich ein Stockwerkt tiefer, einen Gebäudeteil weiter zur Konkurrenz von ATLAS gewandert, wo ich kein längliches Gespräch hatte. Dafür haben die auf den Fakt hingewiesen, dass die bekannte Materie gerade mal fünf Prozent der MAsse des Universums ausmacht, Antworten auf die Frage, was denn der Rest sein könnte, habe ich aber nicht aus den Vertretern rauskitzeln können.

Auf der Tour ging es weiter mit einer Halle zu Magnetismus, Infos zu Linearbeschleunigern (wo ich dann auch die Frage loswerden konnte, was an Linearbeschleunigern so cool ist, die können da ohne störende Energieverluste Elektronen beschleunigen und relativ saubere Kollisionen bekommen, um unter anderem das Higgs genauer beobachten zu können). Außerdem hatte sich da noch ein Grill versteckt, wo es zu vertretbaren Preisen was zu essen gab. Dann gab es noch eine Halle mit Kryo-Technologie, eine Halle mit Lasern (aber ohne "Don't look into Laser beam with remaining eye"-Schild, ich bin enttäuscht), und danach die riesige Synchrotron-Experiment-Halle. In der wird mit harter Röntgenstrahlung experimentiert, für die extra Elektronen auf einen Zickzack-Kurs geschickt werden. Da gab es jede Menge zu sehen und auch anzufassen. Mir wurde es da allerdings langsam etwas spät, wobei ich vom Sonnenuntergang dank Beleuchtung nicht viel mitbekommen habe.

Wieder draußen bin ich noch an einer Ecke vorbeigekommen, wo man als Laie einen Kran bedienen konnte, und habe mich langsam (so 17:45) Richtung Ausgang orientiert. Da gab es dann noch die wenig überraschende Feststellung, dass Unmengen an Leuten mit dem Bus zur S-Bahn fahren wollten, was mich dann dazu motiviert hat, den Weg doch mal zu Fuß zu versuchen. Ich war zwar eine Weile unterwegs, bin aber letztlich doch dank ausführlicher Straßenbeleuchtung sicher angekommen. Wenn in rund zwei Jahren das nächste Mal da geöffnet ist, will ich jedenfalls wieder hin, das war zu interessant um es nicht zu wiederholen.

Nobel sein Preis

Diese Woche werden die Nobelpreise verkündet. Montag ging es mit dem Preis für Medizin los, der an drei Forscher vergeben wurde, die sich um die Erforschung des Materialtransport innerhalb der Zellen verdient gemacht haben. Weil einer der Forscher in Deutschland geboren wurde, schwafeln irgend welche Idioten jetzt davon, dass ein Deutscher den Preis gewonnen hätte. Dabei fallen nicht nur die anderen beiden Forscher hinten runter, sondern der betreffende Forscher ist sich selbst auch nicht sicher, ob er überhaupt noch die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Er ist nämlich (vermutlich vor längerer Zeit) ausgereist, und hat bestenfalls noch am Rande Verbindungen nach Deutschland.

Am Dienstag stand der Physik-Preis an, und dessen Verkündung fing reichlich spät an. Das könnte daran gelegen haben, dass einer der Preisträger ohne Telefon im Urlaub ist. Der Preis geht nämlich dieses Jahr für die Entdeckung des Higgs-Feldes und des gleichnamigen Teilchen an Peter Higgs und den Belgier François Englert von dem ich vorher irgendwie nichts gehört hatte. Die LHC-Experimente, die letztes Jahr die Beweise für die Existenz des Boson gefunden haben, gehen leer aus. Es wäre ohnehin spannend geworden, wie bei mehreren tausend Beteiligten weltweit eine übersichtliche Anzahl (ich meine, bisher hätten maximal drei Personen zusammen den Preis erhalten) ausgezeichet hätte werden sollen. Mit dem Preis für Herrn Higgs war aber nach der Entdeckung vom LHC schon gerechnet worden.

LHC: LS1-Einstieg

Wenn der Text hier erscheint ist es ziemlich genau 24 Stunden her, dass der letzte Physiklauf vor der großen Umbau-Aktion geendet hat. Seit Donnerstag früh laufen nur noch Quench-Tests, bei denen mir nicht ganz klar ist, was das konkret heißt. Davor gab es ein paar runden, wo der Beschleuniger Protonen mit 1,38 TeV aufeinanderstoßen lassen hat, die (wenn ich das richtig verstanden habe) als Vergleich zu Ionen-Kollisionen verwendet werden, und die gab es davor. 

Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, wird ab Samstag früh der gesamte Beschleunigerkomplex am CERN abgeschaltet, und die großen Wartungsarbeiten begonnen. Für den LHC ist das ja die erste ausführliche Wartung überhaupt, bei der Fehler beseitigt werden, die nach dem Unfall von 2008 entdeckt wurden, bei denen eine defekte Stromverbindung eine ganze reihe Geräte zerstört hat. Außerdem hatten die Experimente Zeit sich neue beziehungsweise bessere Sensoren zu bestellen, die in der zeit eingebaut werden, so dass nach dem Neustart in rund zwei Jahren dann noch mehr Daten aus dem Ring kommen, mit denen die Grundlagen der Physik noch genauer untersucht und vielleicht mal wieder erschüttert werden können. In der Zwischenzeit wird es aber vermutlich sehr still um den Beschleuniger werden, aus dem während der bisherigen Wartungsintervalle nie vele Informationen kamen.

LHC knallt Ionen auf Protonen

Da hab ich schon drauf gewartet: Gestern Nachmittag hat im LHC der erste Physik-Lauf des Jahres stattgefunden.

Beweisbild

 

Dabei werden Bleikerne und Wasserstoffkerne aufeinander zugesteuert. Warum das spannender als reine Ionen-Kollisionen ist, habe ich zwar nicht verstanden, aber so ist es offenbar.

Noch ein Beweisbild: 13 Pakete Ionen gegen Protonen

 

Das Jahr ist in Sachen Physik beim LHC jetzt nur kurz, schon Mitte Februar steht dessen Ende an, damit danach der fast zwei Jahre lange Shutdown losgehen kann, bei dem sämtliche Stromverbindungen zu den Elektromagneten erneuert werden können, einige Verbesserungen in den Experimenten vorgenommen und andere technisch notwendige Aktivitäten ergriffen werden. Zu letzteren gehört, dass Elektronik etwas weiter vom Ring entfernt wird, weil da im Betrieb Radioaktivität austritt, die nicht gut für die Funktion der Geräte ist.

LHC physikiert nochmal

Da hatte ich neulich doch falsche Informationen.Ganz offensichtlich
Ganz kurz nach dem Switch nach Stable Beams am Samstag, 15.12.2012

haben die Tests vor dem Jahresende noch Zeit gelassen für einen Ausflug in die Protonenkollisionen.

Gelesen hatte ich von der Absicht schon in der Tages-Statusrunde von Freitag. Da waren wohl zwei Tage Puffer im Zeitplan, die nicht komplett gebraucht wurden, und so gibt es nochmal einen Tag mit Kollisionen für die Experimente. Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, soll Sonntag Abend bis Montag früh dann aber noch irgendwas technisches (da war die Rede von pA-MD, was auch immer das sein mag) getestet werden, bevor am Montag um 6 die Winterpause ausbricht.