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LHCferenz-Ergebnisse

Bevor noch jemand auf die Fehlinformationen reinfällt, schreib ich lieber mal kurz zusammen, was das jährliche LHC-Meeting in Chamonix offenbar erbracht hat. Zwei wesentliche Fragen standen auf der Agenda:

  1. Soll der Beschleuniger auch im Jahr 2012 laufen
  2. mit welcher Energie soll der Beschleuniger dieses Jahr laufen? 3.5 TeV oder 4 TeV, was technisch noch möglich wäre

Und die Fragen wurden heute insoweit beantwortet, als die Energie dieses Jahr bei 3.5 TeV je Strahl bleiben soll, weil die Gefahr eines katastrophalen Fehlers bei 4 TeV als zu hoch eingeschätzt wurde für den LHC. Die 2012-Frage wurde mit enem relativ klaren Ja beantwortet, unter dem Vorbehalt, dass kein technisches Problem den Betrieb nächstes Jahr verhindert.

Und jetzt zum Missverständnis: Im Gegensatz zur Golem-Überschrift wird es eine Winterpause 2011/2012 geben, die ist sogar noch nötiger geworden, wo 2012 nicht die großen Splice-Reparaturen (und Upgrades in den Experimenten) gefahren werden. Es hatte auch niemand vorgeschlagen, den Winter-Stopp ausfallen zu lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass der ja nicht nur für den LHC gilt, sondern die gesamte Injektor-Kette abgeschaltet wird. Insofern habe ich keine Ahnung, wie man auf die Idee kommen kann, die jährliche Wartungsphase könne zur Disposition stehen, außer wenn man "LHC to run in 2012" als 'LHC soll durchgehend bis ins Jahr 2012 laufen' interpretiert. Wie auch immer. In Kürze (eigentlich so irgendwann ab diese Woche) soll der Ring wieder geschlossen werden, die Kühlung hochgefahren, und dann die Maschine wieder zum Betrieb vorbereitet werden. Ab März dürften dann auch wieder Protonen in den Ring, und ungefähr Mitte März auch wieder Phsikläufe zu sehen sein, wenn ich den Kalender richtig verstanden habe. Nicht ganz so spektakulär wie ein Shuttlestart, aber immer noch interessant.

Update: Laut dem hier zu findenden Zeitplan (V1.0) ist diese Woche die letzte Woche, in der noch im Ring Leute rumlaufen dürfen. Über Nacht laufen dann die Powering-Tests. Zumindest in den Sektoren, die bereits wieder auf Betriebstemperatur sind. Die Protonen sollen ab dem 21.2. wieder in den Ring geschickt werden, und die erste Physik-Woche fängt nach bisheriger Planung am 14.3. an. Dafür ist gefühlt alle zwei Wochen ein Technischer Stop eingeplant, wo für die Woche praktisch der Ring nicht genutzt werden kann (4 Tage TS, 1 Tag Neustart). Am 6.10. endet dann der Protonenlauf des Jahres, und nach einem Technischen Stop soll der Ionenlauf beginnen. Der soll dann am 12.12. enden, wenn ich von 2010 ausgehe am Abend. Und dann steht da ganz definitiv der Maschinenstop zum Jahresende an. Auch, wenn die Schreiber bei Golem das nicht glauben, und DradioWissen voll in die Falschmeldung reingelaufen ist.

Schnüffelkriminalamt

WTF des Tages: Das LKA Bayern hat sich dabei ertappen lassen, per Schadsoftware nicht nur jedes Skype-Telefonat mitzulauschen (dafür hätten sie auch mal Skype fragen können, die arbeiten mit Polizeibehörden zusammen), sondern auch noch alle 30 Sekunden einen Screenshot vom Browserfenster zu machen, weil der Beschnüffelte ja da drin Mails schreiben könnte. Das Landgericht Landshut hat dem Landeskriminellen Amt dann mal die Browserschnüffelei verboten, weil die Schnüffelbehörde zwar Telekommunikation abschnorcheln durfte, aber Mails, die eventuell in einem Browser geschrieben werden könnten, erst dann als Telekommunikation gelten, wenn sie auch verschickt werden. Soviel zur Frage, ob Bundes- und Landeswanzen als "Quellen-TKÜ" nicht zur Vollbeschnüffelung benutzt werden. Übrigens vermisse ich noch die Meldung, dass dem Beschnüffelten auch noch Raum für unbeobachtete Privatsphäre eingeräumt worden wäre. Da hat doch so ein unwesentliches Gericht in Karlsruhe mal ein Urteil gesprochen. Oder gelten BVerfG-Urteile in Bayern nicht?

Captain Cache

Captain Obvious ist wieder da. Heute hat er durch die Schweizer Scip AG verlauten lassen, dass der von Ilse Aigner hochgejubelte X-Pire-'Radiergummi' trivial umgangen werden kann. Die X-Pire-Technik setzt ja darauf, dass Informationen (Bilder sind immer wieder genannt worden) verschlüsselt werden, und der Schlüssel nur für begrenzte Zeit vom zentralen Keyserver rausgegeben wird. Mal ganz davon abgesehen, dass ein zentraler Server jeden Zugriff auf verschlüsselte Informationen im ganzen Netz mitloggen kann (Datenschutz-GAU), hat sich der Macher des X-Pire-Systems auch noch einfallen lassen, dass man bei jedem Zugriff auf Schlüssel noch ein nerviges Captcha lösen muss. Und da hat nun Scip getan, was ich schon kurz nach der Vorstellung des X-Pire-Konzepts gelesen habe: Einen Schlüsselcache, mit dem nicht nur das Captcha, sondern auch die Ablauffristen umgangen werden. Fehlt nur noch, dass jemand nen Schlüsselcache-Server aufsetzt, und das Plugin so umbaut, dass es immer erst den Cacheserver fragt, und nur dann, wenn der den Schlüssel noch nicht hat, den offiziellen Server befragt, und den Schlüssel auf den Cacheserver lädt. Der Aufwand für Server und Plugin-Umbau dürfte sich allerdings nur lohnen, falls der X-Pire-Dreck jemals verbreitet eingesetzt werden sollte.