Der Regierung ist dann mal
aufgefallen, dass sie auf die Mehrheit ihrer Fragen zur Schnüffelei keine Antworten bekommen hat bisher. Und zwar haben von acht Briefen US-Vertreter nur auf drei geantwortet. Da stellt sich mir ja mal spontan die Frage, wie schon vor einem halben Jahr erst Profalla, und dann auch noch Merkel dazu kamen, öffentlich zu verkünden, sämtliche Fragen seien "vom Tisch". Haben die sich da Antworten hinphantasiert? Und wie viele der realen Antworten waren weitestgehend geschwärzt? Und überhaupt, was beliebt denn die jetzige Regierung mal zu tun, um Antworten zu bekommen, oder sind die Fragen alle doch nicht mehr wichtig? Wo doch gerade bekannt wurde, dass es über Merkel eine eigene Akte gibt, könnte ich mir aber vorstellen, dass sich die auch persönlich interessieren könnte. Andererseits: Wo es doch offenbar scheiegal ist, wenn absolut jeder beschnüffelt wird, wäre es nur fair, wenn Merkel auch keine Antworten auf irgendwelche Fragen bekommt.
Neues vom Schnüffel: Kürzlich hatte ich ja schon die Meldung, dass die NSA alle Telefonate eines nichtgenannten Landes abschnorchelt, und jetzt hat sich Glenn Greenwald zu Wort gemeldet und das Land benannt: Es ist wohl der Irak. Das ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Bei dem Bericht hatte die US-Zeitung, die den zuerst veröffentlicht hatte, ja auf Wunsch der US-Regierung das Land bewusst nicht genannt, und wenn der Greenwald sich jetzt mit genau der Information meldet könnte das ein Zerwürfnis zwischen dem und der US-Zeitung nahelegen. Oder den Amis ist aufgefallen, dass ohne Nennung des Landes viele Leute überlegen, ob sie gemeint sein könnten, oder Greenwald will uns bewusst machen, dass das Geschwafel von Schutz von Personen durch Geheimhaltung nur Blödfug war, weil immerhin im Irak immer noch jede Menge Anschläge jede Menge Menschen erwischen. Da dürfte die NSA jetzt aber besser schnell mal eine neue Begründung basteln, weil die Schnüffelei ganz offensichtlich nicht ausreichend schützt.
Davon mal abgesehen bleibe ich bei meiner Vermutung, dass die Schnüffler noch viel mehr abhören, und sich nur nicht mit anderen Ländern gebrüstet haben.
Lustige Meldung vom Wochenende: Ein Magazin hat aus dem Snowden-Stapel ein Dokument ausgegraben, in dem eine Liste von Staatsoberen steht, und aus dem hervorgeht, dass es von so ziemlich allen mehr als 300 Eintragungen in irgend einem anderen System gibt. Verkauft wurde die Meldung als 'über Merkel gibt es mehr als 300 Dokumente', was sich ohne Kontext aus der Liste aber kaum herleiten lässt. Außerdem wirkt das so, als sei 300 bereits die Höchstzahl, die da erwähnt wird, so dass nicht klar wird, ob 'über 300' jetzt 321 oder 5000 meint. Andererseits ist das Dokument ein weiterer Hinweis darauf, dass der US-Geheimdienst geheimdienstlich tätig ist, was ja bekanntlich einen Straftatbestand erfüllen könnte. Ob das wohl ausreicht, damit der Range einen Anfangsverdacht langsam mal erkennt?