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Grasskussion

Letzte Woche hat der deutsche Schreiber und Nobelpreisträger Günter Grass einen Text ('Gedicht') veröffentlicht, in dem er darauf hingewiesen hat, dass Israel damit droht, einen Angriff auf den Iran loszutreten. Nachdem Grass auch darauf verwiesen hat, dass man das doch mal sagen müsse, wurde recht schnell Kritik laut, dass das doch Antisemitismus sei. Außerdem musste Grass sich vorhalten lassen, dass er lange nichts darüber gesagt hatte, dass er Mitglied der Waffen-SS gewesen ist, wobei ich nicht mitbekommen habe, dass ihm irgend welche Gewalttaten vorgeworfen worden wären. Und dann war da noch die besonders souveräne Reaktion aus Israel: Da wurde Grass schlicht als unerwünschte Person eingestuft, darf also nicht mehr nach Israel reisen.

Was bisher bei mir hängen geblieben ist: Ein alter Mann tut so, als würde er Neues verkünden, die Kritik greift die Aussagen und den Mann ziemlich direkt an. Was nicht passiert ist: Eine öffentliche Debatte darüber, ob Israel ein Recht hat, gegen ein vermutetes Atom-Programm im Iran Angriffe zu machen. Immerhin hatten iranische Staatsvertreter das Existenzrecht Israels in Frage gestellt. Und wenn man bei der Frage schon mal wäre, könnte man sich auch damit befassen, warum Israel ein Existenzrecht eines wie auch immer gearteten Palästina bisher abgelehnt hat. Als hätten Palästinenser kein Recht auf einen Staat.

Auch nicht diskutiert wurde bisher die Frage, wie es eigentlich sein kann, dass Israel Atomwaffen besitzt, ohne sich an internationale Verträge (Atomwaffensperrvertrag?) zu halten. Ein Land Iran hat den Atomwaffensperrvertrag übrigens unterzeichnet, wird aber trotzdem immer wieder von aufgeregten Meldungen über ein angebliches Atom-Programm überschwemmt. Schon komisch.