Aus der wenig überraschend-Ecke: Der Finanzschäuble
meint, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen würde länger dauern. Wenn ich das richtig verstehe, bezieht er sich auf eine Einführung in ganz Europa. Putzig wird die Wortmeldung dadurch, dass andere Vertreter der Regierung rumtönen, die Finanztransaktionssteuer sei schon 2010 beschlossen worden. Entweder sitzt da jemand das Thema aus, oder eine Erklärung, warum sich niemand ernsthaft um eine Einführung solch einer Steuer bemüht hat, wäre mal fällig. Mal ganz davon abgesehen, dass mir immer noch keine gute Begründung begegnet ist, warum man so etwas wie die britische Stempelsteuer nicht kurzfristig in Deutschland im Alleingang einführen könnte.
Kritik an der sinnfreien Herdprämie gibt es ja schon einige, aber inzwischen
hat sich auch die OECD zu Wort gemeldet. Dass die Zahlung veraltete Familienmodelle (Mann arbeitet, Frau bleibt zuhause und betüddelt den Nachwuchs) unterstützt, sieht die OECD als besonders problematisch bei Einwandererfamilien an. Wobei mir nicht klar ist, ob die Meinung von Fakten gedeckt ist oder nur auf Vorurteilen basiert. Aber sinniger wird die Kindertagesstätten-Nichtnutzungsvergütung irgendwie nicht.
Ups. Der Entwicklungshilfe-Abschaff-Minister Niebel hat ja schon jede Menge Leute mit Posten und Pöstchen versorgt, da taucht noch ein Problem mit einem Teppich
auf, den der Herr Minister im Flieger vom BND-Präsidenten hat liefern lassen. Dass er dabei vergessen hat, den Teppich korrekt zu verzollen, kommt dann noch als Dreingabe dazu. Ich hoffe ja, dass das ausreicht den peinlichen Postenschubser aus dem Ministeramt zu entfernen.
Aus der 'hatten wir das nicht schon überwunden?'-Ecke meldet Heise, dass der EU-Rat Web-Zensur haben will,
"wenn angemessen". Weil das ja alternativlos ist, oder so.
Großes Bohei von gestern: NDR berichtet, dass es ein Forschungsprojekt gibt finanziert von der Schufa, ob öffentliche Daten aus sozialen Netzen für Scoring nutzbar seien. Das wurde dann komischerweise uminterpretiert zu Facebook-Schnüffelei, die nur Trulse Aigner stoppen könne. Dabei fiel nur völlig unter den Tisch, dass die Schufa schon längst öffentliche Daten zum Scoring heranzieht, es also keine Änderung gäbe, wenn sie in Zukunft auf öffentliche Daten aus Facebook, Twitter und anderen Netzen zugreifen würden. Auf das schmackhafte Detail, dass sich auch andere Firmen aus öffentlichen Daten Scoring-Werte basteln könnten, wies isotop dann noch hin, was der Schufa mittelfristig das Geschäftsmodell zumindest erschweren könnte.
Was ich bei der Datenschutz-Aufregung ja immer wieder vermisse: Was ist eigentlich mit den anderen Datensammlungen, die für Scoring existieren, oder den dank Listenprivileg angesammelten Datenbergen? Und warum kommen so Figuren wie Weichert und Aigner immer nur dann aus dem Gebüsch, wenn es um so Quark wie Facebook oder Streetview geht? Apropos: Was ist eigentlich aus den Krankenakten geworden, die im Aufgabenbereich von Weichert öffentlich einsehbar waren, hat er da mehr gemacht als darauf hinzuweisen, dass das nicht gut war? Zumindest in den Medien ist mir da nur die Erstmeldung begegnet. Eine öffentlichkeitswirksame Rüge mit Strafandrohung ist mir nicht begegnet, aber Facebook ist ja auch viel wichtiger.