Noch ne Bundesverfassungsohrfeige
Wahlrecht noch verfassungswidriger
Wo ich gerade bei Ohrfeigen durch Verfassungsgerichtsurteile war: Es gibt schon wieder eine, und zwar schon wieder gegen das Wahlrecht. Dieses Mal geht es um die Regelungen, die sich mit dem Wahlrecht von im Ausland lebenden Deutschen befassen. Bisher war die Regelung (wenn ich die Pressemeldung richtig verstehe) so, dass jeder deutsche Staatsbürger, der irgendwann in seinem Leben mal drei Monate auf dem deutschen Staatsgebiet verbracht hatte, bis an sein Lebensende bei Wahlen zum deutschen Bundestag abstimmen durfte. Da monieren die Richter, dass die Tatsache, dass man irgendwann mal drei Monate in Deutschland verbracht hat, nicht ein klares Anzeichen wären, dass man sich in den Wahlalternativen auskennen würde. Im Ergebnis haben sie diesen Paragraphen neben die gerade erst kürzlich aussortierten Paragraphen zur Sitzverteilung nach der Wahl gepackt und für ungültig erklärt.
In Sachen Sitzverteilung gab es dann auch noch die großzügige Meldung aus der CDU, dass man sich nun doch bequeme, die Linken auch an den Überlegungen über eine neues Wahlrecht teilnehmen zu lassen. Das war bisher völlig ohne Begründung immer abgelehnt worden (vermutlich, weil die CDU meint, die Linken seien so verfassungsfeindlich, dass sie dauernd Wahlgesetze durch den Bundestag prügeln würden, die dann noch vor der nächsten Wahl vom BVerfG kassiert würden. Das sie das selbst waren, übersehen die Damen und Herren Demokratisten dabei wohl).
Ungleichbehandlung
Es hat nur sechs Tage gedauert, bis ersten CDUlern klar geworden ist, dass es da ein Urteil aus Karlsruhe zur Ungleichbehandlung Eingetragener Lebenspartnerschaften gibt, und dass die Begründung des Urteils im Kern auch auf das Steuerrecht angewendet werden kann, und so haben 13 Personen sich für eine Gleichbehandlung ausgesprochen. Kristina 'Kohlgroupie' Schröder hat Morgenluft gewittert und ist da auch aufgesprungen. Danach gab es aber schon Aussagen, dass man doch an die Kinder denken müsse, die aus Ehen entstehen könnten, aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aber nicht. Und deswegen dürfe das nicht gleich behandelt werden.
Dazu fällt mir nur das ein: Liebe Hinterwälder in der Union, ihr habt es vielleicht noch nicht bemerkt, aber eure Argumentation ist defekt. einerseits gibt es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Ehe und Kindern (Es gibt Kinder, deren Eltern nicht (miteinander) verheiratet sind, es gibt Ehen, die keine Kinder zeugen), andererseits: Wenn es euch darum ginge, Kinder zu fördern, warum begünstigt ihr dann nicht nur Familien mit Kindern, sondern alle Eheleute? Und außerdem können auch gleichgeschlechtliche Paare Kinder auf- und erziehen, während so manches verschiedengeschlechtliches Paar da einen ziemlichen Mist fabriziert. Schockierend, ich weiß. Als Begründung, warum die Paare steuerlich verschieden behandelt werden, sind Kinder also auch nicht geeignet. Wenn euch nicht noch eine bessere Begründung einfällt (denkt dran, die BVerfRichter verstehen da keinen Spaß) wäre vielleicht der Zeitpunkt günstig, die Steuergesetzgebung alsbald zu ändern, wenn ihr nicht schon wieder eine höchstrichterliche Ohrfeige verpasst bekommen wollt.
Parlamachtung
Am Wochenende gab es wohl eine Aussage des italienischen Banksters Monti, dass man doch Parlamente entmachten müsse für die 'Euro-Rettung'. Die Forderung an sich ist schon etwas dreist, aber lustiger finde ich die Reaktion unserer Parlamentaristen. Das ginge Ja Mal Gar Nicht, und Auf Gar Keinen Fall und ähnliches.
Das sind die selben Pfeifen, die gerade erst Ende Juni mit ESM und Fiskaldreck Gesetze abgenickt haben, mit denen sie sich und allen(!) ihren Nachfolgern wesentliche Entscheidungsrechte vorenthalten. Weil das ja Alternativlos wäre. Und wo ich gerade bei Wirtschaftskrise bin, empfehle ich mal den 4,5 Stunden langen Wrint-Podcast 97, in dem Holgi mit 'seinem' Haus-Ökonomen über die Krise telefoniert. Der erzählt dabei Dinge, die micht wiederholt zu Zustimmungs-Bekundungen gebracht haben, deswegen empfehle ich entweder die Zeit oder die Lektüge des Notizzettels zum Gespräch.
Nazi-Unterschiede
HADOPlatsch
FTS im Alleingang
Noch ne Bundesverfassungsohrfeige
Das ist nicht ganz so breit vermeldet worden, aber das Bundesverfassungsgericht hat auch diese Woche wieder eine Ohrfeige verteilt. Dieses Mal geht es darum, dass eingetragene Lebenspartnerschaften im Beamtenrecht (und nicht nur da) schlechter gestellt sind als die Ehe. Begründet wurde das bisher immer damit, dass ja die Ehe ausdrücklich im Grundgesetz als schützenswert genannt wird, gleichgeschlechtliche Partnerschaften aber nicht. Wie auch, die gab es damals ja auch noch gar nicht, als das Grundgesetz geschrieben wurde. Und jetzt hat das BVerfG also klargestellt, dass es zwar möglich ist, die Ehe anders zu behandeln als weniger feste Bindungen, aber das Konzept hinter der eingetragenen Lebensgemeinschaft ist ja gerade, dass die Partner eienr solchen Partnerschaft die gleichen Pflichten haben wie Eheleute. Wenn in unserer Regierung weniger stocksteife erzkonservative säßen, würde dieses Urteil jetzt nicht nur dazu führen, dass die Regelungen im Beamtenrecht nochmal überprüft werden, sondern auch alle anderen Regelungen, die sich mit Rechten und Pflichten von Eheleuten befassen, und die dabei ebenfalls einen künstlichen Unterschied zwischen dauerhaften Partnerschaften zwischen Menschen verschiedenen und gleichen Geschlechts machen. Aber wie ich die Regierung einschätze, werden die Pfeifen gar nichts tun, bis es weitere Ohrfeigen vom BVerfG gegen einzelne Gesetze gegeben hat.
Und um das mal klarzustellen: Ich stehe auf Frauen, finde aber, dass Menschen, die einander lieben alle die gleichen Rechte eingeräumt werden müssen, unabhängig davon, welches Geschlecht sie oder ihr jeweiliges Gegenüber haben. Die bisherige Ehe-Regelung riecht mir stark nach einem weiteren Fall von "Weil wir's schon immer so gemacht haben", und das ist als Argument nun mal extrem schwach.
Und nochmal für's Protokoll: Ich habe im engeren Bekanntenkreis zwei Frauen, die miteinander ver-eingetragene Partnerschaft-et ("verheiratet" darf man das ja für die erzkonservativen nicht nennen) sind, und denen ich das voll und ganz gönne. Den Link zur Pressemeldung habe ich denen auch schon gemailt, in der Hoffnung, dass sie davon auch etwas haben.